Die Siedlung entstand kurz nach der Eroberung der rechtsrheinischen Gebiete um 75 n. Chr. mit dem Bau eines Kastells. Wann sie den Status eines Civitasvorortes erlangte, ist unsicher. Der Beiname Aurelia könnte sich auf eine Gründung unter Kaiser Marc Aurel (161-180 n. Chr.) beziehen. Bedeutung und Ausbau der Siedlung stehen in engem Zusammenhang mit der Nutzung der Heilthermen, die von heißen Quellen gespeist wurden. Anhand von Inschriften lässt sich nachvollziehen, dass die Bäder auch von Soldaten verschiedener Truppen genutzt wurden, darunter Angehörige der in Argentorate-Straßburg stationierten Legion.
Keramikfunde lassen auf eine Siedlungstätigkeit germanischer Gruppen in der ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. schließen.
Ein Kastells lag auf einer Erhebung (Rettig) südlich des Bäderbezirks.
Dort konnten Grundrisse von Barackenbauten nachgewiesen werden. Die Besatzung
begann um 75 n. Chr. Ihr Ende könnte vor dem Jahr 84 n. Chr. stattgefunden
haben, in das die Bauinschrift eines möglicherweise jüngeren Gebäudes
datiert.
Barackengrundrisse
auf dem Rettig
Von der antiken Siedlung sind insbesondere der Bäderbezirk und die Bauten
auf dem Rettig bekannt. Anhand von Fundstellen kann auf eine Ausdehnung von
mindestens 600 m geschlossen werden. Der römische Stadtplan erlaubt bislang
keine Aussagen zur Anlage der Siedlung oder dem Verlauf des Straßennetzes.
Ausdehnung der römischen Siedlung. A=Bäderbezirk;
B=Rettiggelände
Im Bereich der heißen Quellen lagen mehrere große Badegebäude, die unmittelbar mit dem Kurbetrieb in Verbindung gebracht werden können. Von den teilweise ausgegrabenen Kaiserthermen sind vier große Becken (min. 53 x 18 m) sowie ein hypokaustierter Raum bekannt. Ihre Erbauung wird ins frühe 1. Jh. n. Chr. datiert, eine Renovierungsinschrift stammt aus dem Jahr 213. Die Soldatenbäder wurden ebenfalls nur teilweise untersucht mit einer Folge von hypokaustierten Räumen. Von einer weiteren großen Badeanlage zeugt ein Gebäudekomplex (K) zwischen diesen beiden Bädern.
Bäderbezirk |
Modell der Kaiserbäder |
Ergänzter Grundriss der Soldatenbäder |
Ein nordwestlich an die Kaiserthermen angrenzender Gebäuderest am Florentiner
Berg wird als gallorömischer Umgangstempel eines Quellheiligtums interpretiert.
Zu seiner Errichtung war der Fels teilweise abgetragen worden. Ein anderer
Kultbezirk könnte aufgrund der Häufung von Weihesteinen im Bereich
des heutigen Friedrichbades gelegen haben.
Römische
Baureste am Florentinerberg
Auf dem Rettig sind im Anschluss an das Kastell mehrere Steinbauten nachgewiesen,
bei denen es sich wohl um staatliche oder öffentliche Gebäude handelte.
Dies gilt insbesondere für den unvollständig untersuchten Bau I (B.
ca. 28 m) mit einer Apsis. Seine Entstehung wird mit einer Inschrift aus dem
Jahre 84 in Verbindung gebracht.
Steinbauten
auf dem Rettiggelände
Eine Bauinschrift belegt auch ein Versammlungshaus der Zunft der Zimmerleute (schola fabrum tignariorum).
Die Wohnhäuser der römischen Siedlung sind weitgehend unbekannt.
Ein Ausschnitt mit mehreren Räumen konnte in der Gernsbacher Straße
dokumentiert werden. In einem der Räume befand sich möglicherweise
eine Garküche.
Römische Mauerreste in der Gernsbacher Straße 11
Sichtbare Reste
Die Soldatenbäder wurden konserviert und können besichtigt werden.
Museum
Römische Funde aus Baden-Baden sind im Stadtmuseum ausgestellt.
R.-H. Behrends, Ein römisches Gebäude am Florentinerberg in Baden-Baden. Fundberichte aus Baden-Württemberg 4, 1979, 143-151.
P. Knierriem/E. Löhnig/E. Schallmayer, Aquae, Baden-Baden. Die antike Bäderstadt im Lichte neuerer Ausgrabungen und Forschungen. Denkmalpflege in Baden-Württemberg 23/4, 1994, 139-147.
P. Mayer-Reppert/B. Rabold, Baden-Baden, Vorort der Civitas Aquae Aureliae. Brennpunkt "Soldatenbäder" - ein neu gestaltetes museales Kleinod für Kur- und Bäderstadt. Denkmalpflege in Baden-Württemberg 32/3, 2003, 235-244.
M. Riedel, Das römische Baden-Baden. Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte. Fundberichte aus Baden-Württemberg 7, 1982, 273-300.
E. Schallmayer in: Die Römer in Baden-Württemberg (Stuttgart3 1986) 226-234.
E. Schallmayer, Aquae - das römische Baden-Baden. Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden- Württemberg11 (Stuttgart 1989).
E. Schallmayer, Antike Thermen in der Kurstadt, Erhaltung, Erschliessung und Vermarktung römischer Bäder in Baden-Baden. Denkmalpflege in Baden-Württemberg 25/1, 1996, 70-78.
Berichte zu Ausgrabungen in Baden-Baden:
Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1989, 143-147; 1991,
139-145; 1992, 138-144; 1994, 117-124; 1995, 226-228; 1996 , 124-128; 1997,
128-130.