Die civitas Auderiensium ist durch mehrere Inschriften belegt. Die datierenden Zeugnisse gehören allerdings erst ins 3. Jh. n. Chr. Der Siedlungsbeginn datiert um 125, was auch den frühest möglichen Zeitpunkt der Civitasgründung darstellt. Unsere Kenntnis der Siedlung mit dem unvollständig überlieferten Ortsnamen römischen Med… ist bruchstückhaft. Deren Ausbau setzte sich bis in frühe 3. Jh. n. Chr. fort.
Die im Stadtgebiet verstreuten Fundpunkte lassen auf eine Siedlungsfläche
von etwa 25 ha schließen. Eine Stadtmauer, die wohl im frühen 3.
Jh. n. Chr. entstand, ist auf drei Seiten mit einem vorgelagerten Graben nachgewiesen.
Das nicht durchgehend rechtwinklige Straßennetz lässt sich ansatzweise
anhand der Stadtmaueröffnungen erschließen.
Plan der römischen Siedlung
Mehrere massive Mauerzüge, davon zwei parallel zueinander ausgeführt, liegen etwa im Zentrum der Siedlung und werden als Teile des Forums und der Basilika interpretiert. Darin befand sich auch ein hypokaustierter Raum (Stadtplan Nr. 2, 14).
Im Osten der Stadt lag ein ummauerter Kultbezirk mit einem gallorömischer
Umgangstempel mit Steincella und Holzumgang sowie einem weiteren in die Umfassungsmauer
eingefügten Gebäude. Der Baubeginn datiert um 150. Die verehrte Gottheit
ist unbekannt, eine Opfergrube enthielt Lichthäuschen und Kultkeramik
(Stadtplan Nr. 15).
Plan des Tempelbezirks
Ein Mithräum mit einem Brunnen befand sich knapp nördlich der Stadtmauer.
Das langrechteckige Gebäude verfügte über eine hölzerne
Vorhalle. Im Inneren wurde der Mittelgang von zwei Bänken auf den Längsseiten
begeleitet. In einer Grube lagerten Teile des an der Schmalseite angebrachten
Kultbildes (Stadtplan Nr. 1). Ein zweites Mithräum ist aufgrund des Fundes
eines weiteren Kultbildes vorauszusetzen.
Grundriss des Mithräums
Aus dem Stadtgebiet liegen zahlreiche Fundpunkte, aber nur wenig Gebäudestrukturen vor. Ein nur in Ausschnitten bekannter Bau mit korridorartigen Zwischengängen und Hypokausten dürfte zu einem Wohngebäude gehören, wurde aber auch schon als Markthalle gedeutet (Stadtplan Nr. 13). Im nördlichen Bereich der Siedlung sollen sich Streifenhäuser befinden (Stadtplan Nr. 5).
In Dieburg konnten einige Brunnen, aber keine Spuren einer Wasserleitung nachgewiesen werden.
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