Der Zeitpunkt der Gründung der civitas Vangionum ist ungewiss. Wenn man den Abzug des Militärs aus einem zu vermutenden Kastell in Betracht zieht, dürfte die Einrichtung der Gebietskörperschaft frühestens in flavische Zeit (nach 69 n. Chr.) fallen. Es fehlen Belege für eine einheimische Vorgängersiedlung der Vangionen. Aufgrund der wenigen modernen archäologischen Ausgrabungen kann die weitere Entwicklung des Ortes kaum beurteilt werden.
Als Hinweise auf ein vorflavisches Kastell in Worms dienen insbesondere die Grabsteine von Angehörigen unterschiedlicher Auxiliareinheiten und Legionen aus der ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. Befunde von Spitzgräben sind aus Worms-Horchheim und Worms-Leiselheim bekannt. Ein augusteisches Militärlager wird aufgrund von Funden auf einer hochwasserfreien Terasse innerhalb der Stadt vermutet.
Das Straßennetz wurde nur teilweise rechtwinklig angelegt. Der als Forum
lokalisierte Komplex lag an der Schnittstelle der Hauptstraßen. Das relativ
lange und schmale Bebauungsrater (ca. 1400 m x 400 m) ergibt eine Siedlungsfläche
von ca. 42 ha.
Eine Stadtmauer wurde erst in spätantiker Zeit errichtet.
Gesamtplan
der römischen Siedlung mit Rekonstruktion des Straßennetzes
Zu den wenigen zusammenhängenden Grundrissen gehört der Großbau
unter dem Dom. Er wird als Forum mit Marktbasilka (ca. 50 x 30 m) interpretiert.
Ein Mauerbefund westlich davon gehörte möglicherweise zu einem Iupitertempel.
Ergänzter
Grundriss des Forums
Eine öffentliche oder staatliche Funktion könnte auch ein Baukomplex im Osten der Siedlung (Schönauer Straße) erfüllt haben, aus dem auch militärische Ziegel stammen. Von dem großen Gebäude (min. 45 m) ist eine Raumreihe zu einem Hof bekannt.
Durch die mittelalterliche Abschrift einer Inschrift kann man ein Tor bzw. Ehrenbogen erschließen, dessen Reste noch nicht lokalisiert wurden.
Die Kenntnis der Wohnbebauung beruht auf wenigen Beobachtungen.
Ein Gebäudegrundriss ist aus dem Nordosten der Siedlung (St. Paul) belegt
ein gut ausgestattetes Haus mit Innenhof (27 x 15m). Es war mit Hypokaustheizung
und Wandmalereien ausgestattet. Die Datierung reicht vom 1.-4. Jh. n. Chr.
Grundriss eines Wohnhauses (St. Paul Phase 1) |
Modell eines Wohnhauses (St. Paul Phase 1) |
Töpfereien konnten im Süden der Stadt lokalisiert werden.
Hafen
Ein Flusshafen wird bei St. Paul vermutet, allerdings fehlen bislang Befunde
für diese These.
Museum
Römische Funde werden im Museum der Stadt Worms ausgestellt.
Thomas Schmidts
W. Boppert, Römische Steindenkmäler aus Worms und Umgebung. Corpus Signorum Imperii Romani, Deutschland II,10 (Mainz 1998).
M. Grünewald, Die Römer in Worms (Stuttgart 1986).
M. Grünewald in: Die Römer in Rheinland-Pfalz (Stuttgart 1990) 673-679.
M. Grünewald, Neue Thesen zu den Wormser Stadtmauern. Mit Exkursen zur Mauerbauordnung und der Vita Burchardi sowie Bemerkungen zur Lage des Wormser Hafens. Mannheimer Geschichtsblätter N. F. 8, 2001, 11-44.
M. Grünewald/K. Vogt, Spätrömisches Worms. Grabungen an der Stiftskirche St. Paul in Worms (III.). Wormsgau 20, 2001, 7-26.
M. Grünewald/K. Vogt, Römische Häuser in Worms. Grabungen an der Stiftskirche St. Paul in Worms IV. In: Haus und Siedlung in den römischen Nordwestprovinzen. Grabungsbefund, Architektur, Ausstattung (Homburg/Saar 2002).