Obwohl die wohl erst gegen Ende der Regierungszeit des Kaisers Tiberius (14-37 n. Chr.) eingerichtete Provinz Raetia bereits seit dem Alpenfeldzug 15 v. Chr. zum römischen Reich gehörte, setzte die Gründung von Kleinstädten offenbar nur zögerlich ein. Diese Aussage gilt auch dann, wenn man in Rechnung stellt, dass eine Reihe von Siedlungsplätzen, die aufgrund der Fundstreuung wohl als Kleinstädte anzusprechen sind, aber aufgrund fehlender Ausgrabrungen keine Aussagen über ihre Entwicklung zulassen, hier nicht berücksichtigt sind. Dazu gehören die aus den antiken Itinerarien bekannten Orte Arbon (Arbor Felix), Füssen (Foetibus), Innsbruck (Veldidena), Zirl (Teriolis) sowie die im wesentlichen nur durch Streufunde belegte Siedlungsstellen Memmingen, Steindorf, Zusmarshausen und Pocking. Bis zur flavischen Zeit (69-96 n. Chr.) lassen sich derzeit nur vier Kleinstädte nachweisen, deren publiziertes Material genauere Hinweise auf die Gründungszeit gibt. Sie liegen alle im westrätischen Gebiet am Rhein bzw. Bodensee und am Lech.
Die beiden ältesten Siedlungen sind Chur (Curia) und der Auerberg, die wohl beide in tiberischer Zeit entstanden sind. Zwar stammt aus Chur der Rest einer ehemals monumentalen Inschrift, die aufgrund ähnlicher vollständiger Inschriften in Martigny und St. Maurice zwischen 3 v. Chr. und 2 n. Chr. datiert wird, die frühesten Keramikfunde in Chur setzen allerdings erst im zweiten Viertel des 1. Jh. n. Chr. ein.
Trotz einiger weniger Fundstücke militärischen Charakters wie der Rest einer Schwertscheide oder Teile vom Zaumzeug, war die römische Kleinstadt unter dem heutigen Chur eine rein zivile Gründung. Dies unterscheidet sie von der römischen Siedlung auf dem Auerberg, wo im Fundmaterial eine starke militärische Komponente zu beobachten ist. Die Siedlung auf dem Auerberg nimmt darüber hinaus auch durch ihre Umwehrung aus Wall und Graben und ihre frühe Aufgabe um 40 n. Chr. eine Sonderstellung unter den rätischen Kleinstädten ein.
Unklar ist die Entwicklung von Konstanz. In jüngster Zeit konnten hier am Münsterplatz die Reste eines Tores freigelegt werden, das zur Holzumwehrung eines spätaugusteisch-frühtiberischen Militärlagers gehört hat. Wie lange es bestanden hat, ist noch nicht bekannt. Allerdings spricht das Fehlen von Umbauspuren des Tores gegen eine länger dauernde Nutzung dieses Lagers. Da Militaria im römischen Fundgut von Konstanz fast völlig fehlen, scheint die Existenz weiterer Lager in Konstanz während des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. wenig wahrscheinlich zu sein. Vielmehr lässt der deutliche Anstieg glatter und helvetischer Sigillata um 40 n. Chr. vermuten, dass in Konstanz ab claudischer Zeit eine größere Zivilsiedlung bestand.
Sicher in claudischer Zeit begann die römische Siedlung Rapa, heute Schwabmünchen, in der Nähe der rätischen Provinzhauptstadt Augsburg.
In flavischer Zeit wurde das Netz von Kleinstädten im westrätischen Gebiet durch die Gründungen der Zivilsiedlungen Orsingen und Epfach (Abidiacum) sowie durch die weiterlebenden ehemaligen Auxiliarvici bei den Donaukastellen von Mengen-Ennetach und Günzburg (Gontia) dichter. Mit den Siedlungen bei Gauting (Bratananium) und Pocking entstanden erste Kleinstädte auch östlich des Lechs.
In der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. gehen die meisten "neuen" Kleinstädte auf die Vici aufgelassener Kastelle an der Donau bzw. auf der Alb zurück, wobei allerdings in vielen Fällen zwar Funde ihre Existenz bis ins 3. Jh. belegen, Umfang und Aussehen dieser Siedlungen aber nicht bekannt sind. Ausnahmen davon sind Faimingen (Phoebiani), Munningen und Nassenfels.
Diese Entwicklung setzte sich in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts fort. Allerdings kennt man von diesen als Zivilsiedlungen weiter bestehenden Orten nur aus dem ehemaligen Lagerdorf um das Reiterkastell Heidenheim (Aquileia) größere Gebäudekomplexe. Eine weitere Zivilsiedlung größeren Umfangs entstand schließlich gegen Ende des 2. Jahrhunderts in Pfaffenhofen am Inn (Pons Aeni), die jedoch bereits zur Provinz Noricum gehörte.
Deutlich geht aus den Verbreitungskarten zu den kleinstädtischen Siedlungen hervor, dass die Ausbreitung dieser Siedlungsform in Rätien in wesentlichem Maße vom Militär ausging. Die meisten Lagerdörfer blieben auch nach Abzug der Soldaten als zivile Siedlungen weiter bestehen. Im Alpenvorland hingegen, wo das Militär mit Ausnahme des Auerbergs und Konstanz nie präsent gewesen war, entwickelte sich keine städtisch geprägte Siedlungslandschaft.
Wie überall verdankten die rätischen Kleinstädte ihre Existenz in der Hauptsache der günstigen Verkehrslage. Vor allem im Süden von Rätien spielten dabei die Alpenpässe eine große Rolle, über die die Fernstraßen führten, die Italien mit den nördlichen Reichteilen verbanden. Nördlich der Alpen verliefen diese Straßen entlang der Flusstäler von Rhein, Lech und Inn. Die Lage in Nähe der in römischer Zeit schiffbaren Flüsse begünstigte das Wachstum der Siedlungen. Das gilt auch für die Kleinstädte an der Donau und der Würm, einem Nebenfluss der Isar, während die Orte nördlich der Donau an den Fernstraßen liegen, die das rechtsrheinische Obergermanien mit Rätien verbanden.
Auch in Rätien lag die Bedeutung der Kleinstädte für die Infrastruktur nicht nur in ihrer Funktion als Handelsplätze, sondern auch als Produktionszentren, wobei vor allem Keramikproduktion und Metallverarbeitung nachweisbar sind. Als reiner Produktionsort darf Schwabmünchen angesprochen werden, wo man zwischen der 1. Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. und Mitte des 3. Jhs. n. Chr. ausschließlich Keramik – Teller, Becher, Krüge und vor allem Reibschüsseln – herstellte.
Andere wirtschaftliche Grundlagen wie z.B. ein bedeutendes Heiligtum deutet sich für die römische Zivilsiedlung von Faimingen mit seinem klassisch römischen Podiumstempel an.
Umstritten ist bisher die Funktion verschiedener Großbauten im Vicus von Heidenheim, die möglicherweise noch zur Zeit der Kastellbelegung vom Militär errichtet wurden, aber offensichtlich auch nach Abzug der Soldaten weiter in Benutzung blieben.
Eine Sonderstellung nimmt der Auerberg ein. Das von Anfang an durch Wall und Graben geschützte Siedlungsareal zerfällt in zwei größere Siedlungsareale – das Ost- und das Westplateau. Während auf dem Ostplateau nur zwei größere parallel zur Hangkante angelegte Werkstattkomplexe freigelegt werden konnten, standen auf dem Westplateau mehrere Streifenhäuser beiderseits einer Straße.
Wie Gussformen für bronzene Spannbuchsen von Geschützen zeigen, waren die Werkstätten auf dem Ostplateau offenbar militärische Fabricae. Neben der Bronzegießerei zeugen zwei Töpferöfen von Keramikproduktion, ein Rohglasbrocken möglicherweise auch von Glasverarbeitung. Auf dem Westplateau schied die Straße offenbar auch Produktionsbereiche: Im Bereich der Häuser A-C lagen Töpferöfen und Webgewichte, die für Keramik- und Stoffproduktion sprechen, während in den Höfen der Häuser D und E sowie im Wirtschaftsbau F Metall verarbeitet wurde. Aufgrund der Hausformen möchte man auf dem Westplateau mit Zivilisten rechnen, die hier siedelten.
Bei kaum einer rätischen Kleinstadt lässt es die moderne Überbauung zu, sichere Aussagen über Straßenverlauf und Bebauung zu treffen. Immerhin deuten die Ausdehnung der bebauten Fläche und die verschiedene Ausrichtung der Gebäude in Chur, Faimingen und Heidenheim darauf hin, dass es sich nicht um einfache Straßensiedlungen gehandelt hat, bei denen sich jeweils eine Häuserzeile rechts und links entlang der Durchgangsstraße zog.
Dieses Bebauungsschema scheint in Gauting vorzulegen, wo die Häuser wohl mit ihren Schmalseiten einerseits zur Straße nach Kempten, andererseits zur abzweigenden Straße nach Iuvavum orientiert gewesen waren. Wenn auch bisher nicht archäologisch nachgewiesen weist die Lage und Orientierung weiterer Gebäudereste auf Parallel- und Querstraßen zur Hauptstraße hin.
Auch in dem an einem Hang angelegten kleinen Töpfereiort von Schwabmünchen waren die Wohngebäude an zwei Straßen aufgereiht, wobei die vier Häuser an der tiefer gelegenen Trasse II ebenso wie die Werkhalle an Trasse I die ältesten sind und in die claudische Gründungsphase gehören. Die Häuser an der Trasse III kamen erst später ab Ende des 1. Jahrhunderts hinzu. Offenbar wurden die älteren Häuser noch vor Aufgabe der Siedlung in der Mitte des 3. Jahrhunderts aufgegeben, denn sie waren teilweise von großen Schuttflächen mit Hausmüll überlagert.
Unklar bleibt einstweilen das Bebauungschema der nachkastellzeitlichen Siedlungen von Munningen und Nassenfels. Für Nassenfels sieht die Idealrekonstruktion die üblichen Streifenhäuser vor, die sich allerdings ähnlich wie Walheim in Obergermanien zu verschiedenen Straßen hin orientieren. Dabei wird vermutet, dass die sich die Orientiereung innerhalb eines Straßenkarrees ändert, ohne dass es jedoch zu einer echten Insulabebauung gekommen wäre.
Forum
Hinweise auf Forumsanlagen gibt es bisher in den zwei rätischen Kleinstädten Chur und Gauting. In beiden Orte konnte aber bisher keine Forumsanlagen klassischer Ausprägung wie man sie z.B. von Kleinstädten im südlichen Obergermanien her kennt, komplett freigelegt werden. In Chur ist der freie Platz offenbar von Anfang an von einer öffentlichen Badeanlage und Gebäuden unbekannter Funktion umgeben. In Gauting war der zur Straße offene Platz im 2. Jahrhundert sicher an einer Seite durch ein als Markthalle gedeutetes großes Steingebäude geschlossen; den rückwärtigen Abschluss bildet eine Mauer, in die ein hölzener Gebäudekomplex mit einem aus Stein gebauten Bad integriert war, das als Rasthaus (mansio) gedeutet wird. Die Funktion der weiteren Häuser am Rande des Platzes ist unklar. Erst im Verlauf des 3. Jahrhunderts scheint der Forumsplatz in Gauting komplett überbaut worden zu sein, wie ein Keller und eine Heizanlage nahe legen.
In Nassenfels bildet das Ortszentrum ein großer, offensichtlich geschlossener Gebäudekomplex, der nicht nur über das Stabsgebäude des ehemaligen Kastells errichtet wurde, sondern auch einen ähnlichen Grundriss aufweist.
Von den Häusern, die in Munningen nach Abzug des Militärs spätestens 110 n.Chr. im ehemaligen Kastellareal errichtet wurden, sind nur wenige aufgedeckt worden. Zu den frühesten dürfte das Speicherhaus B gehören. Die nordwestlich anschließende Schotterpackung lässt zwar auf einen freien Platz schließen, doch sind die ausgegrabenen Reste für eine sichere Aussage zu gering. Auffallend ist das Gebäude E, das sich unmittelbar mit dem großen Gebäude im Ortszentrum von Walheim vergleichen lässt. Allerdings wurde es erst nach 170/180 n.Chr. gebaut.
Öffentliche Bäder
Nur in Chur liegt das öffentliche Badegebäude neben dem Forum, allerdings wurde es offenbar erst nach 100 n.Chr. errichtet. Das zunächst recht einfache Bad wurde im Laufe des 2. Jahrhunderts ausgebaut.
Die öffentlichen Bäder in Nassenfels und möglicherweise auch in Gauting liegen hingegen am Ortsrand. Das gilt auch für Schwabmünchen. Offenbar gehört die kleine Badeanlage in Schwabmünchen in die Gründungphase des Ortes, als hier nur vier, möglicherweise auch bis zu sechs Familien lebten.
Umstritten ist die Bedeutung eines großen Gebäudes außerhalb des Reiterkastells von Heidenheim, das auch nach Abzug des Militärs in Benutzung blieb. R. Sölch hat es zuletzt wieder als große Doppeltherme angesprochen. Allerdings gibt es trotz einer guten Erhaltung keine Hinweise auf den Verlauf der Wasserführung oder auf wasserdichte Estriche, die eine Funktion als Badegebäude zweifelsfrei belegen würden.
Tempel
Sichere Tempelanlagen kennt man aus den Orten Orsingen, Schwabmünchen und Faimingen. Der in einer Notgrabung freigelegte gallo-römische Umgangstempel in Orsingen lag offenbar am Rand einer größeren römischen Siedlung, von der jedoch noch keine weiteren Gebäudereste ausgegraben wurden. Die Lage und ungefähre Ausdehnung ist bisher nur durch Streufunde belegt. Der kleine Viereckbau mit Steinfundament am Siedlungsrand von Schwabmünchen wird vom Ausgräber ebenfalls als Vierecktempel gedeutet.
Außergewöhnlich hingegen ist der Tempelbezirk in Faimingen, der nach Aufgabe des dortigen Lagers gegen 120 n.Chr. und Schleifung der Kastellmauer spätestens um 140 n.Chr. über den zugeschütteten Kastellgraben und die abgerissene Mauer angelegt wurde. Zunächst entstand hier ein kleiner, von einem Palisadenzaun eingefriedeter Kultbezirk mit einem einfachen, im Grundriss dem Schwabmünchener Kultbau vergleichbarer Vierecktempel aus Lehmziegeln oder Lehmfachwerk mit einem Estrichboden. Um 160 n.Chr. riss man diese Anlage ab und errichtete an dieser Stelle einen Podiumstempel nach klassisch-römischem Vorbild, am dem noch Anfang des 3. Jahrhunderts leichte Veränderungen in der Umfassungsmauer durchgeführt wurden. Er war dem Gott Apollo Grannus geweiht.
Stadtmauer
Faimingen ist der einzige Ort unter den rätischen und obergermanischen Kleinstädten, der im 3. Jahrhundert eine Stadtmauer erhielt. Dies ist in Rätien ebenso wie in Obergermanien normalerweise nur bei Siedlungen mit römischen Stadtrechten (Municipium oder Colonia) und für Civitas-Vororte nachgewiesen. Allerdings gibt es bisher für Faimingen keinen Beleg dafür, dass die Siedlung eine solche Funktion gehabt hätte.
In Rätien gehörten die normalen Wohnhäuser zum Typ der Streifenhäuser, also langgestreckten Häusern, deren schmale Vorderfront zur Straße hin orientiert war. Bereits in tiberischer Zeit sind diese auf dem Auerberg nachzuweisen. Kennzeichnend für die Häuser auf dem Auerberg sind Wandgräbchen, in die die Pfosten der Fachwerkkonstruktion eingetieft waren. Die Gefache bestanden aus verputztem Flechtwerk mit Lehmbewurf. Die freistehenden Häuser besaßen individuelle Raumeinteilungen und Abmessungen. Auffallend ist hier, dass sich die Portiken nicht an der Straßenfront befanden, sondern vor den Längswänden standen.
Die Wohnhäuser im Töpfereiort von Schwabmünchen aus der claudischen Zeit (Komplex A) wie auch die späteren vom Ende des 1. Jahrhundert und aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. (Komplexe B und C) erscheinen im Vergleich mit den Wohngebäuden vom Auerberg sehr regelmäßig. Allerdings scheinen die älteren Häuser an Trasse II mit ca. 8 x 13 m etwas kleiner gewesen zu sein als die jüngeren. Obwohl deren Rückfronten während der Ausgrabung nicht erfasst werden konnten, weil sie unter der modernen Straße liegen, lassen die Hofareale hinter den Häusern auf eine Länge von 16 bis maximal 19 m schließen; die Breite der jüngeren Häuser betrug ca. 9 m. Jedes der Häuser in Schwabmünchen besaß eigene Außenwände, mögliche Inneneinteilungen lassen sich nicht klar erkennen. Gräbchen, in die die Wandpfosten eingetieft waren, konnten nur teilweise nachgewiesen werden. Bis auf ein Haus mit auf Kiesfundamenten ruhenden Steinmauern bzw. Steinsockeln, gibt es in Schwabmünchen keine Anzeichen für einen späteren Steinausbau der Wohnhäuser. Im Gegensatz zur Gründungsphase, in der kein unmittelbarer Bezug zwischen Haus und Töpferofen festzustellen ist, lagen ab dem Ende des 1. Jahrhunderts die Töpferöfen hinter jedem Haus im Hof.
In Gauting sind nur zwei unmittelbar benachbarte Wohnhäuser in jüngerer Zeit wenigstens teilweise ausgegraben worden (XV). Von den ursprünglichen Holzbauten haben sich keine zusammenhängenden Spuren erhalten. Nur die letzte Ausbaustufe aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts lässt sicherere Aussagen über das Aussehen dieses Gebäudekomplexes zu. Die Außenwände der beiden Streifenhäuser, die sich eine Längswand teilten, bestanden aus Fachwerk, die auf gemauerten Stensockeln saßen. Im Inneren waren die einzelnen Räume durch Flechtwände mit Lehmbewurf und Verputz abgeteilt. Während das südliche Haus eine Breite von 9,5 m besaß, war das nördliche nur 7,8 m breit.
Auffallend ist das hypokaustierte Steingebäude III, das 1936 ausgegraben worden ist. Hierbei handelt es sich offensichtlich um kein Streifenhaus; darüber hinaus scheint es nicht unmittelbar an der Straße gelegen zu haben. Von den übrigen Häusern in Gauting haben sich nur wenige Spuren erhalten, so dass deren Ausdehnungen auf Vermutungen zurückgehen.
Auch in Chur sind nur wenige römische Wohngebäude systematisch ausgegraben worden. Das am besten untersuchte Haus ist Gebäude 1, das mehrfach umgebaut worden ist. Die Reste der frühesten Spuren gehören zu Holzkonstruktionen aus dem 2. Viertel des 1. Jahrhunderts n.Chr., erlauben aber keine Rekonstruktion des oder ehemaligen Gebäude. Ab der Mitte des 1. Jahrhunderts wurden auf diesem Areal zwei getrennte Steinhäuser errichtet, die Ende des 1. Jahrhunderts zu einem Gebäudekomplex vereint wurden. In der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts sind mehrfache Umbauten feststellbar, wobei einzelne Räume Hypokaust- oder Kanalheizungen erhielten.
Zumindest die Wohnräume besaßen Wandmalereien an den Wänden und Mörtelböden. Dieser Gebäudekomplex weist eher Ähnlichkeiten zu den kleinstädtischen Wohnhäusern im südlichen Obergermanien auf. Nach den Funden zu urteilen, diente dieser Gebäudekomplex sowohl Wohn- als auch Produktionszwecken. Jedenfalls weisen Funde aus der letzten Bauphase auf eine Bronzegießerei hin.
MUFAS
Handbücher mit weiterführender Literatur:
W. Czysz, K. Dietz, T. Fischer u. H.-J. Kellner, Die Römer in Bayern (Stuttgart 1995)
W. Drack u. R. Fellmann, Die Römer in der Schweiz (Stuttgart / Jona 1988)
Ph. Filtzinger, D. Planck u. B. Cämmerer, Die Römer in Baden-Württemberg (3. Auflage, Stuttgart 1976)
D. Planck, Die Römer in Baden-Württemberg (Stuttgart 2005)
J. Heiligmann, Der "Alb-Limes". Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 35 (Stuttgart 1990)
Weitere Publikationen zu Siedlungen mit erhaltener Baustruktur:
Auerberg
G. Ulbert, Der Auerberg I. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 45 (München 1994)
Ders. u. W. Zanier, Der Auerberg II. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 46 (München 1997)
Ch. Flügel, Der Auerberg III. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 47 (München 1999)
Chur
A. Hochuli-Gysel, A. Siegfried-Weiss, E. Ruoff u. V. Schaltenbrand, Chur in römischer Zeit I. Antiqua 12 (Basel 1986)
Dies., Chur in römischer Zeit II. Antiqua 19 (Basel 1991)
Faimingen
J. Eingartner, P. Eschbaumer u. G. Weber, der römische Tempelbezirk in Faimingen-Phoebiana. Limesforschungen 24 (Mainz 1993)
Gauting
S. Mühlemeier, Die aktuelle Topographie des römischen Gauting. Byerische Vorgeschichtsblätter 70, 2005, 159 ff.
Heidenheim
R. Sölch, Die Topographie des römischen Heidenheim. Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 76 (Stuttgart 2001)
Munningen
D. Baatz, Das Kastell Munningen im Nördlinger Ries. Saalburg-Jahrbuch 33, 1976, 11 ff.
Nassenfels
P. Eschbaumer, das römische Nassenfels und sein Umland (Microfiche, 1990)
Schwabmünchen
W. Czysz, Neue Beobachtungen zum Ortsbild und zur Geschichte des römischen Töpferdorfs von Schwabmünchen. das archäologische Jahr in Bayern 1997 (Stuttgart 1998) 113 ff.
G. Sorge, Die Keramik der römischen Töpfersiedlung Schwabmünchen, Landkreis Augsburg. Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte Reihe A 83 (Kellmünz 2001)
Dies., Römisches Töpferhandwerk in RAPIS bei Schwabmünchen. In: L. Wamser u. B. Steidl (Hrsg.), Neue Forschungen zur römischen Besiedlung zwischen Oberrhein und Enns. Schriftenreihe der Archäologischen Staatssammlung 3 (Remshalden-Grunbach 2002) 67 ff.