Grabbauten in Rätien

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Die korrekte Provinzbezeichnung des 1. Jahrhunderts, Raetia et Vindelica, drückt bereits aus, dass es sich um kein einheitliches, von einer dominierenden vorrömischen Bevölkerung geprägtes Gebiet handelt, sondern um eine künstlich von Rom geschaffene Verwaltungseinheit. Naturräumlich zerfällt Rätien in drei Zonen: die Zentralalpen, das Voralpengebiet mit seinen Schotterebenen bis zur Donau und das von dem Mittelgebirge der Schwäbischen und Fränkischen Alb geprägte „Limesgebiet“. Diese geographischen Einheiten entsprechen auch den Etappen der Eroberung bzw. Besetzung des zwischen 15 v. Chr. und 160 n. Chr. nordwärts ausgedehnten Provinzterritoriums. Während im Süden das Gebiet um den Lago Maggiore von vornherein mehr oder weniger direkten Anschluss an die Entwicklung Oberitaliens hatte, ist das Limesgebiet ab ca. 100 n. Chr. offenbar weitgehend mit Hilfstruppenveteranen aufgesiedelt worden. Vier bis fünf Generationen Bestandsdauer waren offenbar zu wenig Zeit für die dortige „Militär-romanisierte“ Bevölkerung, um eine unverwechselbare, eigenständige provinzialrömische Kultur zu entwickeln. In welchem Umfang im Voralpenland um Christi Geburt noch einheimisch-spätlatènezeitliche Bevölkerung siedelte, ist nach wie vor umstritten. Die Geschichtsschreibung überliefert die Stammesnamen der Brigantier, Estionen und Likatier als Teile der Vindeliker (Dietz 2004). Durch ein verbessertes Verständnis der spärlichen bzw. schwer deutbaren archäologischen Quellen mehren sich Indizien für eine autochthone, vindelikische Bevölkerung (Zanier 2004). Deren offenbar eigenwillige Bestattungssitten haben kaum archäologischen Niederschlag gefunden: es fehlen nicht nur Grabbauten jeglicher Art, sondern meist die Gräber überhaupt. Vor wie nach der römischen Okkupation ist auch mit Einwanderungen noch unbekannten Ausmaßes zu rechnen. Beigaben der wenigen in das 1. Jahrhundert v. Chr. datierbaren Gräber weisen etwa auf Verbindungen mit Mitteldeutschland hin.
Für Rom lag die Bedeutung Rätiens in seiner verkehrsgeographischen Lage. Diente der Alpenfeldzug des Augustus in erster Linie der Sicherheit Oberitaliens und der Kontrolle der Alpenpässe, so galt die weitere Nordverschiebung der Militärgrenze vorwiegend dem Ausbau der West-Ost-Verbindungen zwischen den Rhein- und Donauarmeen. Gerade bei Betrachtung der Grabbau-Kultur zeigen sich Orientierungen bzw. Beeinflussen nach bzw. aus dem Westen, dem Osten oder Süden, jedoch wenig eigenständige Entwicklung.
In der Grenzprovinz Rätien war fast 200 Jahre lang keine Legion – bzw. anfänglich nur Teile einer solchen – stationiert, deren Veteranen schon frühzeitig eine finanzkräftige und kulturtragende provinziale Führungsschicht hätten bilden können, wie dies in Ober- und Niedergermanien der Fall war. Mehr vielleicht als die meisten anderen Grenzprovinzen blieb die kulturelle Entwicklung Rätiens von staatlichen „Subventionen“ abhängig. Die Kontraste fallen besonders markant aus, wenn man Raetia mit der östlich angrenzenden Provinz Noricum vergleicht. In den etwa gleichgroßen Territorien und dem gemeinsamen Verwaltungskonzept einer prokuratorischen Provinz (bis um ca. 170 n. Chr.) erschöpfen sich bereits die Gemeinsamkeiten der beiden Nachbarn. In kultureller Hinsicht könnten die Unterschiede kaum größer sein.


Aller Anfang ist schwer – Grabbauten des 1. Jahrhunderts

Steinerne Grabbauarchitektur des 1. Jahrhunderts bleibt beim gegenwärtigen Forschungsstand auf die Westhälfte Rätiens beschränkt; zu nennen sind entsprechende Befunde aus Bregenz, Kempten, Nersingen-Unterfahlheim und Augsburg.
In jeder Hinsicht eine Sonderstellung gebührt den bereits vor 70 Jahren am Nordufer des Lago Maggiore im Tessin, an der Südgrenze der Provinz Raetia, entdeckten Grabmälern (Simonett 1941; Martin-Kilcher 1998; zur Grenze: Faber 2001, 308). Ihre Tradition reicht nahtlos von der vorrömischen Eisenzeit in die Kaiserzeit hinein, so dass ihnen zugleich das Prädikat der ältesten Grabbauten Rätiens zukommt.
Genau genommen handelt es sich im Erhaltungszustand des archäologischen Befundes um Grabeinbauten in Gestalt teils gemauerter teils aus schweren Steinplatten errichteter Grabkammern. Diese Merkmale treffen auf eine kleine, exklusive Gruppe reich ausgestatteter Gräber innerhalb der Nekropole von Minusio-Cadra zu, von der insgesamt 33 Gräber freigelegt wurden. Der Friedhof lag an einem exponierten Hang oberhalb von Locarno, dem Hauptort der civitas Lepontiorum, und gehörte vermutlich zu einem reichen Landsitz der lokalen Elite.
Schauen wir uns die eigenartigen Befunde am Beispiel des Kammergrabes Nr. 31 aus dem frühen 1. Jahrhundert etwas näher an. Die Wände des 2,7 x 1,5 m großen Raumes sind unter dem Einfluss römischer Technik bereits gemörtelt, während die älteren sowie auch die bescheideneren Kammergräber noch immer mit Trockenmauern stabilisiert sind. Zwei schwere, mit Bleidübeln verbundene Steinplatten bilden den unterirdischen Dachgiebel.

Die Vorbilder stammen offenbar aus Etrurien, worauf auch die verputzten und bemalten Innenwände hindeuten. Der Innenraum war mit einem Plattenfußboden ausgestattet.
Stets hat man die Kammern nur mit einer oder zwei Körperbestattungen belegt. Es handelt sich also um abgeschlossene, unzugängliche Kammergräber und nicht um Familien-Grabkammern (hypogaia), die für die Aufnahme von Urnen oder Sarkophagen über mehrere Generationen hinweg konzipiert waren. Das Festhalten an der Körperbestattung bis mindestens um 50 n. Chr. sowie der Beigabenreichtum setzen eine indigene, keltisch geprägte Bestattungssitte der späten Eisenzeit fort. Neben umfangreichen Geschirrbeigaben werden Männer mit Waffen (Lanzen, seltener Äxte), Spielbrett und strigiles, Frauen mit mehr oder weniger reichem Gold- und Silberschmuck sowie mit Spiegeln ausgestattet. Derartige aus einer einheimischen Tradition mit römischer Bautechnik weiterentwickelten und mit römischen Objekten (z. B. Terra Sigillata, strigiles) ausgestatteten Kammergräber sind regionalspezifisch und haben in Rätien ansonsten keine Nachahmung gefunden. Im Bereich des Lago Maggiore wurden sie bis in das 2. Jahrhundert hinein angelegt, erst danach lässt sich diese Grabbausitte nicht mehr weiter verfolgen. Nach Süden reicht sie zumindest in die Transpadana (italische regio XI) hinein, wo in der Nekropole von Ornavasso sogar mit Marmorvertäfelung ausgekleidete Kammergräber vorkommen (Martin-Kilcher 1998, 216).
Eine bescheidene Ausführung von Kammergräbern stellen hausförmige Ziegelgräber aus tegulae oder mit Steinen umstellte Körpergräber dar, wie sie beispielsweise im Gräberfeld eines Gutshofs (?) bei Roveredo, ca. 10 km nordöstlich von Bellinzona gelegen, vorherrschen (Metzger 2004). Ziegelplattengräber sind aber auch in den nordwestlichen Provinzen verbreitet und daher an sich unspezifisch.
Ein weiteres besonderes Merkmal sind seitlich an das Kammergrab angefügte Beigabennischen, die im Falle von Cadra Grab 31 einen 1,1 x 1,1 m großen Innenraum umfasst. Dieser war mit Regalen aus Granitplatten zur Aufnahme der Gefäßbeigaben eingerichtet. Diese eng mit den Kammergräbern verbundenen Einbauten sind nach derzeitigem Kenntnisstand in anderen Gebieten Rätiens nicht rezipiert worden. Erst viel weiter nördlich, in Niedergermanien, kommen – meist aus drei oder vier aufrecht gestellten Ziegeln gesetzte – Beigabennischen bei reich bis durchschnittlich ausgestatteten Gräbern regelmäßig vor. Ob zwischen den beiden zeitlich und räumlich getrennten Erscheinungsformen desselben Phänomens Zusammenhänge bestehen, ist noch nicht gründlich genug erforscht.
Die Mauern setzen sich bei gut erhaltenen Befunden über dem Steinplattengiebel nach oben fort, so dass sie als Fundamente obertägiger Grabbauten gedient haben dürften. Zu rechnen ist mit Kapellen, Grabtempeln (memoriae, aediculae) oder Grabaltären.

Obwohl es nicht an umfangreich erforschten Gräberfeldern mangelt, sind im nordalpinen Rätien bisher nur wenige und eher bescheidene Grabbauten des 1. Jahrhunderts entdeckt worden – jedenfalls wenn man sie an der gleichzeitigen Entwicklung zwischen Mainz und Köln misst. Hier ist das Fehlen einer provinzeigenen Legion als wirtschaftlicher und kultureller Motor deutlich spürbar.

In Cambodunum/Kempten, der mutmaßlichen Provinzhauptstadt zwischen ca. 20 und 70 n. Chr., sind große Partien der Gräberstraße „Auf der Keckwiese“ untersucht worden, die sich nördlich der antiken Stadt an der Fernstraße nach Augsburg erstreckt (Mackensen 1978; Faber 1998; Faber 2000). Sie war sicherlich die bedeutendste Verkehrsanbindung Kemptens und daher für repräsentative Grabdenkmäler prädestiniert.

Der Forschungsstand dürfte auch deswegen einen annähernd repräsentativen Eindruck vermitteln, weil die Grabungsflächen vor allem die stadtnahen und somit für Grabbauten prinzipiell attraktivsten Grundstücke erfasst haben. Andererseits wird im nächsten Kapitel eine zur Vorsicht mahnende Ausnahme von dieser Regel zu besprechen sein. Es soll vorab auch nicht verschwiegen werden, dass die Überlieferung von Steindenkmälern in Cambodunum außerordentlich schlecht ist. Grabstelen fehlen bis heute, die einzige Grabinschrift gehört zu einem Pfeilergrabmal des 2.-3. Jahrhunderts. Ansonsten sind von der Kemptener Gräberstraße nur Graffiti auf Beigabegefäßen bekannt. Auch an anderen Steindenkmälergattungen besteht erheblicher Mangel, gemessen an der einstigen Bedeutung der Siedlung und den daher eigentlich zu erwartenden Beständen (CSIR I, 1 Nr. 196-203). Andererseits sind die spätantiken Festungsmauern auf Spolien hin kaum untersucht worden. Vieles mag darüber hinaus als wohlfeiles Baumaterial für weitere Befestigungen illerabwärts verschleppt worden sein. Marmor wiederum, der als Baumaterial im frühkaiserzeitlichen Cambodunum bezeugt ist, gilt als bevorzugtes Rohmaterial zum Kalkbrennen in späteren Epochen. Es kommt hinzu, dass die Gräberfelder an den anderen Ausfallstraßen der Stadt nicht oder kaum untersucht worden sind. Dass dort noch weitere Grabbaufundamente im Boden schlummern, mag man immerhin hoffen. Diese überlieferungskritischen Ausführungen sind keineswegs müßig, denn nicht allerorts trifft man auf deutlich günstigere Verhältnisse. Ein glücklicher Neufund, wie z. B. der „Massenfund“ von Köln, könnte die nachfolgend formulierten Tendenzen jederzeit gründlich modifizieren.

Um 20 n. Chr. setzt an der Gräberstraße „Keckwiese“ der Grabbau mit rechteckigen bis quadratischen, etwas seltener auch runden Gräbcheneinfriedungen ein, mit denen der erworbene oder vom Stadtrat (ordo decurionum) einer Familie, Bestattungs- oder Erbengemeinschaft zugewiesene Grabgarten (cepotaphium) für jedermann sichtbar abgegrenzt wurde (Mackensen 1978, 126-133). Unterschiedliche Erdeinfüllungen in den Gräbchen lassen die Interpretation zu, dass manche mit Hecken (?) bepflanzt waren, andere hingegen eher längere Zeit offenstanden, so dass nur durch den Graben selbst die obertägige Markierung des Grabareals oder –gartens gewährleistet war. In manchen Gräbchen fand man vertiefte Pfostenstellungen, die von einem Zaun herrühren könnten (Mackensen 1978, 132 f.). Während des ganzen 1. Jahrhunderts stellen Gräbchenumfriedungen die dominierende Form der Kemptener Grabanlagen. Ihr Vorkommen ist aber keineswegs auf Rätien oder das 1. Jahrhundert beschränkt, vielmehr findet sich diese praktikable und kostengünstige obertägige Sichtbarmachung von Grabbezirken auch in den angrenzenden Provinzen (vgl. die Beiträge zu Ober- und Niedergermanien). Daher ist diese Grabbauform hinsichtlich der Herkunftsbestimmung der hier bestatteten Bevölkerung unspezifisch. Die in ihnen vorgefundenen Gräber – oft gibt es nur ein einziges zentrales Grab, manchmal umhegen sie mehrere – haben in der Regel die typisch römisch-italische Ausstattung als Sekundärbeigaben erhalten: balsamarium, Lampe, Münze und manchmal auch Krüge.
Von diesen heben sich Gräber mit Fibelbeigabe ab, die sich ohne jeglichen archäologisch erkennbaren Grabbau auf die freien Zwischenräume zwischen den Einfriedungen verteilen. Sie können in die Zeit ab 20/30 n. Chr. datiert werden. Soweit die Fibeln Rückschlüsse auf ihre Träger zulassen, deuten sie auf Einwanderer aus dem Trierer Land, dem germanischen Barbaricum und aus den Alpen hin (Fasold/Witteyer 2001, 298).
Steinerne Grabbauten lassen sich erst in claudisch-neronischer Zeit fassen. Unter ihnen sticht Grab 32 mit seiner Einfriedungsmauer von 12,2 x 12,4 m Außenmaß hervor. Diese Mauer (maceria) – im Grunde eine monumentale Variante der zuvor beschriebenen Erdeinfriedungen – war verhältnismäßig stark fundamentiert, um schwere walzenförmige Decksteine tragen zu können. Nach erhaltenen Beispielen aus Aquileia (bei Venedig) ist mit einer Höhe von ca. 1,5 m zu rechnen. Das zentrale Grab umgab ein rundes Fundament von 3,9 m Außendurchmesser und 0,6 m Mauerstärke. Hierauf dürfte ein Erd- oder Kieshügel zu rekonstruieren sein, der mit einer bis zu 2,5 m hohen Quadermauer umrahmt war (tumulus). Diese altehrwürdige italische Grabbauform wurde in der frühen Kaiserzeit ohne Zweifel noch mit einem privilegierten sozialen Status des oder der darin Bestatteten assoziiert (s. Grabbauten in Niedergermanien). Dies unterstreicht auch die vornehme Lage des Grabmals nahe am Nordrand der Siedlung, wo sich zwei städtische Hauptstraßen zur Fernstraße vereinigen und der Beginn der Gräberstraße in etwa zu erwarten ist. Hierin offenbart sich eine gewisse Parallele zu jenem, wenn auch erheblich größeren tumulus vor dem Osttor der Colonia Augusta Raurica (s. Grabbauten in Obergermanien).

Wer war hier beigesetzt? Leider wurde das zentrale Grab 32 in bereits gestörtem Zustand angetroffen, so dass weder eine anthropologische Bestimmung von Leichenbrandresten vorliegt noch aus den übrigen Beigaben eine zuverlässige Aussage über die kulturellen Wurzeln der Person abgeleitet werden kann. Da es sich offenbar um ein Brandschüttungsgrab handelte, ist eine im weiteren Sinne keltische, vielleicht sogar einheimische Herkunft nicht ausgeschlossen. Innerhalb der Einfriedung befanden sich noch zwei weitere Gräber. Das Brandschüttungsgrab 34 mit Urne führte Gefäßbeigaben und Trinkgeschirr mit einem bronzenem simpulum für den Weingenuss.

Das Brandgrubengrab 35 hingegen barg nur noch wenige Ausstattungsreste, da es beim Bau der Mauer gestört worden war. Zwei benachbarte „Kultgruben“ bargen Deponierungen, die man wohl im Rahmen von Gedenkzeremonien hier niederlegte. All dies verdichtet das Bild einer bereits gut romanisierten, aber aus keltischen Wurzeln entsprossenen Personengruppe. Bei aller gebotenen Vorsicht erscheint es nicht abwegig, die Grabstätte einem der ersten decuriones von Cambodunum und dessen Familie zuzuschreiben, der hier vielleicht infolge eines öffentlichen Begräbnisses (funus publicum) in den Genuss eines Ehrengrabmals auf exponiertem kommunalem Grund gekommen ist. Ein hinter der Umfassungsmauer befindlicher Brunnen mag der Pflege des Grabgartens gedient haben.
Unter den 407 übrigen Gräbern dieses Gräberfeldausschnitts sind im 1. Jahrhundert nur drei weitere mit steinernen Einfriedungsmauern markiert worden. Einem anderen Grabmaltypus ist die quadratische Rollsteinsetzung von 2,4 m Seitenlänge um Grab 241 zuzurechnen. Bei genauerer Betrachtung der Bauweise stellt sich heraus, dass die „Mauer“ nur durch eine dünne Kiesellage auf der antiken Oberfläche fundamentiert war und daher für aufgehende Steinkonstruktionen kaum tragfähig gewesen wäre. Gemäß Beispielen aus Osträtien und Westnoricum ist hier eher mit einem Unterbau für eine Hügelaufschüttung in der Art eines kleinen tumulus zu rechnen (Mackensen 1978, 130). Hierauf wird später noch einmal zurückzukommen sein.

In Augsburg ist der Bestand an sicher in das 1. Jahrhundert datierbarer Grabmalarchitektur einstweilen gering, obgleich einige militärische wie zivile Grabstelen seit der frühen Kaiserzeit vorhanden sind. Das Fragment eines Waffenfrieses (CSIR I, 1 Nr. 72) könnte von einem Mausoleum stammen. Wenn man das kleine Bruchstück überhaupt mit dem entsprechenden Reliefschmuck rheinischer Mausoleen in Verbindung bringen darf, möchte man eine Datierung noch in das 1. Jahrhundert bevorzugen. Immerhin wären derartige Denkmäler in Augsburg, dem einzigen größeren Truppenlager Rätiens bis in flavische Zeit, am ehesten zu erwarten.

Weitere steinerne Grabbauten hat man an der in tiberisch-claudischer Zeit ausgebauten Donausüdstraße (via iuxta Danuvii) bei Günzburg entdeckt. Von herausragender Bedeutung ist ein bei Nersingen-Unterfahlheim (Ldkr. Neu-Ulm) ausgegrabenes Monument (Ambs/Faber 1998), das nach den Beigaben seines Hauptgrabes zu urteilen in neronischer Zeit errichtet wurde. Es gehört damit zu den ältesten der Provinz. Die Dimensionen der fast quadratischen Einfriedungsmauer (23,7 x 22,9 m) übertreffen die Maße des Kemptener Grabbaus fast um das Doppelte, obwohl als nächste größere Siedlung „nur“ das 6 km weiter westlich gelegene Gontia/Günzburg bekannt ist. Sollten die hier Bestatteten aber, was zu Recht vermutet wird, Bewohner einer in der Nähe gelegenen Villa gewesen sein, so wäre dieses vorerst singuläre Denkmal für die Besiedlungsgeschichte an der damals gerade erst 20-30 Jahre alten Militärgrenze entlang der Donau von hoher Relevanz. Es sei daher erlaubt, etwas näher auf diesen Grabbau einzugehen.

Ein bemerkenswertes Gestaltungselement stellt die halbrunde Exedra in der Straßenfront dar. Man darf gewiss annehmen, dass sie familiären Versammlungen zu Ehren des/der Toten diente, jedenfalls gemäß ihrer ursprünglichen Intention. Vergleiche aus Pompeji lehren, dass entlang solcher Exedren mit Sitzbänken zu rechnen ist. Sie zeigen darüber hinaus aber noch etwas anderes: in der frühen Kaiserzeit waren Grabbauten, denen derartige Exedren vorgebaut waren, vor allem städtischen Ehrenbürgern und Magistraten (duumviri) vorbehalten, jedenfalls in Italien (Faber 1998). Sollte es sich hierbei nicht nur um ein von südlichen Vorbildern abgeschautes Gestaltungselement handeln, sondern zugleich auch der Sinngehalt dieser halbrunden Aussparung rezipiert worden sein, eröffnete dieses Detail wertvolle Ausblicke auf den sozialen Status der hier beigesetzten Personen. Die schiere Größe, d. h. Kostspieligkeit, eines Grabbaus ermöglicht dies nach allen Erfahrungen mit dieser Denkmälergattung nämlich nicht. Vom eigentlichen Grabbau ist nur noch das wuchtige, aus Tuffquadern in Mörtellagen gesetzte Fundament von 5,2 m Seitenlänge und 1 m Tiefe erhalten, das für einen hoch aufragenden Baukörper ausgelegt war. Architekturtrümmer fehlen zwar, doch kommt auch hinsichtlich der Zeitstellung am ehesten ein zweigeschossiges Mausoleum in Frage (zur Definition s. Grabbauten in Niedergermanien).
Die Architektur ist also direkt italischen Vorbildern entlehnt, doch woher kam(en) der oder die Bauherren wirklich? Da hier Grabbau und Gräber in wünschenswerter Vergesellschaftung überliefert sind, sei es erlaubt, in einem kurzen Exkurs die Aussagemöglichkeiten von Grabbrauch und Beigaben zu referieren (Ambs/Faber 1998, 424-448). Neben der Hauptbestattung eines 40-60 jährigen Mannes (Grab 1) innerhalb einer gesonderten Einfassung an der Seite des Grabbaus wurden fünf weitere Urnengräber mit und ohne Brandschüttung innerhalb der Ummauerung gefunden. Sie dürften Mitgliedern der familia zuzuschreiben sein.

Schreibgeräte (vier silberne stili in einem Frauengrab), Trink- und Tafelgeschirr sowie Toiletteutensilien folgen prinzipiell italischer Beigabentradition. Das Vorhandensein von Flüssigkeitsbehältern (Krüge, Amphoren) bezeugt die mediterrane Sitte des mit Weingenuss verbundenen Totenmahls und des Löschens des heruntergebrannten Scheiterhaufens mit Wein. Auch das Ausgießen von Duftölen aus balsamaria über dem Leichnam sowie mehrere Öllampen und ein tönernes Lichthäuschen, die im Rahmen des Totenkultes an den Gräbern niedergelegt, aber nicht als Primärbeigaben mitverbrannt wurden, entsprechen italischen Bestattungsriten. Anders verhält es sich mit den Tierknochen, denn üppigere Speisebeigaben wurzeln vornehmlich in keltischem Totenbrauchtum, obwohl auch in Ober- und Mittelitalien Belege für diese Praxis nicht völlig ausbleiben. Trachtbeigaben, hier in Form einer sog. „kräftig profilierten“ Fibel im Frauengrab 3 nachvollziehbar, finden sich ebenfalls in keltisch geprägten Gebieten, Norditalien inbegriffen. Das 23 cm lange Eisenmesser aus dem Männergrab 5 darf man vielleicht als Jagdwaffe deuten und damit als ein Standessymbol keltischer Tradition. Überhaupt wird die Mitgabe persönlichen Besitzes ins Grab mit keltischen Jenseitsvorstellungen einer Wiedergeburt nach den Maßstäben des Diesseits o. ä. verbunden (Meyer 2003, 635). Die Beigabe tiergestaltiger Terrakottafiguren schließlich wurde außer in Rätien vor allem von Mittelgallien bis in die Gallia Belgica hinein gepflegt; südlich der Alpen dominieren hingegen anthropomorphe Figuren, vor allem Götter. Mittelgallischer Provenienz ist vermutlich auch ein mit Appliken verzierter und glasierter Becher (Grab 3). Da solche Gefäße in Rätien nicht regelhaft importiert wurden, ist hier am ehesten mit einem individuellen „Mitbringsel“ zu rechnen, das möglicherweise auf die Heimatregion der Bestatteten hinweist. Die Adaption zahlreicher Elemente des in Italien gepflegten Totenkults bei gleichzeitiger Beibehaltung keltisch geprägter Grundvorstellungen könnte in der Tat für eine in der frühen Kaiserzeit aus Gallien zugewanderte Familie sprechen. Umgekehrt fehlt jede Verknüpfungsmöglichkeit mit einer – bisher auch nicht definierbaren – einheimischen Tradition.

Was lehrt uns die Betrachtung des Kemptener tumulus und des Unterfahlheimer (falls richtig rekonstruiert) Mausoleums? Zunächst werden – wie so oft in der Archäologie – neue Fragen aufgeworfen, insbesondere in der Zusammenschau mit einer Bauinschrift, die wahrscheinlich von einem Grabmonument stammt. Dieses datiert schon in die 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts und ist als eigentlicher Befund (tumulus oder Mausoleum?) auch leider nicht bekannt, hat aber den entscheidenden Vorzug, dass seine monumentale Inschrift (titulus) erhalten blieb. Durch sie und eine weitere Inschrift lässt sich der Aufstieg einer Familie des rätischen „Provinzialadels“ bis in claudisch-neronische Zeit zurückverfolgen. Für rätische Verhältnisse ist das singulär. Gemeint ist die aus mehreren Blöcken zusammengesetzte, ursprünglich über 2 m hohe Grabinschrift des Claudius Paternus Clementianus aus Epfach, des einzigen bekannten, aus Rätien stammenden Ritters, der in der Reichsverwaltung Karriere machte und als prokuratorischer Statthalter der Provinz Noricum um 130 n. Chr. aus dem Staatsdienst ausschied (Dietz 1985). Die Inschrift ist zwar nur teilweise als Spolienmaterial in der spätantiken Befestigungsmauer des Lorenzberges oberhalb Epfach erhalten geblieben, lässt sich aber durch eine mitgefundene Statuenbasis (?), die möglicherweise vor dem sepulcrum aufgestellt war und die Laufbahn vollständig wiedergibt, zweifelsfrei rekonstruieren (Kraft 1964; AE 1968, 406; Bakker 2005):

[---? / Cl(audius) P]aternus Cleme[n]/[tian(us)] proc(urator) Au[g(usti)] / [provinciarum Iudaeae, Sardiniae, Africae et Norici]? / praef(ectus) eq(uitum) alae Silia[nae] / torquatae c(ivium) R(omanorum) / trib[un]us mi[litum] / leg(ionis) [XI Claud(iae)] / [praef(ectus) coh(ortis) I Cla]ssicae [monumentum vivus oder sibi et suis vivus o. ä.] fecit. – frei übersetzt: „Claudius Paternus Clementianus hat [den Bau dieses Grabdenkmals noch zu Lebzeiten für sich und die Seinen?] errichten lassen. Er (war zuletzt) kaiserlicher Statthalter (ritterlichen Ranges) der Provinzen Iudaea und (danach) Noricum. (Zuvor war er) Verwalter der kaiserlichen Provinzkassen von Sardinien und (danach) von Africa (proconsularis), (davor) Kommandeur des 500 Mann starken Reiterregiments (das sich nach seinem ersten Befehlshaber) `Siliana´ (nennt, das) mit einem Ehrenring dekoriert (ist und dessen Soldaten einmal ehrenhalber) mit dem römischen Bürgerrecht ausgezeichnet (wurden), (zuvor war er) Adjutant (im ritterlichen Rang) der 11. Legion Claudia und (am Anfang seiner Laufbahn) Kommandeur der 1. Kohorte (die aus) Marinesoldaten (aufgestellt worden war)“.

Dass dieser Mann in Rätien beheimatet war, bekräftigt ferner die Grabinschrift (vermutlich eines weiteren Grabbaus) seiner Mutter, die Tochter eines Mannes mit dem keltischen Namen Indutus war. Dieser titulus offenbart also, dass die Großeltern entweder einheimische Vindeliker waren oder zumindest aus einer keltisch-gallisch geprägten Region stammten (IBR 87; Kraft 1964):

Cl(audiae) Indut[i f(iliae)] / Clementi[nae?] / Cl(audius) Paternus / Clementian[us] / proc(urator) Aug(usti) / matri. – „Seiner Mutter Claudia Clementina, Tochter des Indutus, (hat) Claudius Paternus Clementianus, kaiserlicher Statthalter (von Noricum dieses Grabmal gesetzt)“.

Vermutlich hatte Claudia Clementina das römische Bürgerrecht zusammen mit ihrem Mann, dem Vater des Procurators, unter den Kaisern Claudius oder Nero erhalten. Kaiser Claudius ist dafür bekannt, dass er führende Persönlichkeiten gallischer civitates in den Ritterstand erhoben hat. Sind vielleicht auch die namentlich unbekannten Auftraggeber der o. g. Grabbauten von Kempten und Unterfahlheim zur gleichen Zeit mit personenrechtlichen Privilegien begünstigt worden? Manches spricht dafür. Und wenn ja, sind diese Leute aus einem einheimisch-vindelikischen Adel hervorgegangen oder aber aus zugezogenen Galliern? Die Beantwortung dieser Frage wird in der Forschung anhaltend heiß diskutiert (Zanier 2004, 240-242).

Die Grabbauten mehr oder weniger vermögender Provinzbewohner unterhalb dieser rätischen „Prominenz“ sind deutlich bescheidener ausgefallen. Die Kemptener Befunde wurden bereits oben angesprochen, weitere Beispiele für Einfriedungsmauern gibt es aus Brigantium/Bregenz (Faber 2001, 310) und Gontia/Günzburg (Czysz 2002). In den Gräberfeldern dieser Orte finden sich auch weitere Beispiele von Exedren, die man aufgrund ihrer Größe und Lage innerhalb des Gräberfeldes jedoch eher als „architektonische Zitate“ denn als ernsthafte Hinweise auf Ehrengräber verstehen möchte. Das 7 x 6,5 m messende Günzburger Grabbaufundament ist noch nicht sicher rekonstruierbar.

In seinem Inneren wurden vier Brandbestattungen entdeckt, so dass man sich den Grabbau als Variante der üblichen Umfriedungsmauern wie in Unterfahlheim vorstellen kann. Dann allerdings würde man ein zentrales Monument vermissen. Beachtung verdient daher der alternative Rekonstruktionsvorschlag als Grabtempel oder columbarium („Taubenschlag“) mit Kuppeldach, in dem Urnen auch obertägig in Nischen, Regalen o. ä. aufgestellt waren (Fasold/Weber 1985, 199; Czysz 2002, 161). Aus Ostia und Rom gibt es Vergleiche sowohl für offene als auch für überdachte columbaria. Diese Idee wurde durch den Fund einer Porträtbüste aus Kalkstein in der Donau bei Günzburg inspiriert. Dass die kleinen quadratischen Grundmauern an der Günzburger Gräberstraße durchaus tempelartige Aufbauten oder Kapellen (aediculae oder memoriae) getragen haben können, zeigen Funde von Eckakroteren mit Volutenverzierung.

Über die Steinfundamente hinwegziehende Fahrspuren zeigen an, dass die Grabbauten bereits in der Spätantike dem Steinraub zum Opfer gefallen sind. Im Günzburger Gräberfeld wird übrigens die Aufreihung der steinernen Grabbauten „an den besten Plätzen“ entlang der Straßenfront besonders deutlich, während sich die mit Gräbchen umfriedeten Gräber oder Grabbezirke erst dahinter anschließen – sei es, weil sich die betreffenden Familien Plätze in der „ersten Reihe“ nicht leisten konnten oder weil sie erst später entstanden sind. In diesem Bereich wurde außerdem eine auf vier Pfosten gebaute, hölzerne memoria entdeckt. Zwei derartige Holzgrabbauten stellte man auch im Gräberfeld der Straßenstation von Sontheim/Brenz fest (Nuber/Schaub 1991, 175 f.).

Schwerer rekonstruierbar (als aedicula?) erscheint das halbkreisförmige Fundament von 4,5 m Durchmesser im Gräberfeld von Bregenz, da ihm offenbar ein (steinerner) Vorbau fehlt und es außerdem von der Straße abgewandt liegt. Am ehesten dürfte es als gemauerte aedicula zu ergänzen sein, in der vielleicht Statuen aufgestellt waren. Es könnte sein, dass ein zugehöriger Grabgarten bei den Altgrabungen vielleicht nicht erkannt wurde. Ähnliche Kombinationen kennt man beispielsweise aus der Gallia Belgica. Das Testament eines wohlhabenden Galliers, das sog. „Lingonentestament“ (CIL XIII 5708), sieht vor, dass in einer steinernen Exedra seine Grabstatue aufzustellen war.

Das 2,1 x 2,9 m große Fundament einer Totenmemoria mit Exedra wurde im Vicus des Gräberfeldes von Dambach (Ldkr. Ansbach) am rätischen Limes ergraben, doch ist dieses Grabgebäude erst während der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts entstanden (Leja/Thoma 1990). Diesem Befund ist ein 4,2 x 4,6 m großes Grabhaus mit Apsis an der Gräberstraße von Sontheim/Brenz an die Seite zu stellen, in dessen Zentrum sich ein reich ausgestattetes Frauengrab befand (Schaub 1990, 160). Diese Anlage wird in das 2. Jahrhundert datiert.


Der andere Osten

Markante Unterschiede weisen Grabbau und Grabbrauch in der Osthälfte Rätiens auf. Dort pflegte man bis ins 2. Jahrhundert hinein Nachbestattungen in prähistorischen Grabhügeln. Daneben schüttete man auch neue Grabhügel auf, so z. B. Hügel B in der Nekropole von Niedererlbach (Ldkr. Landshut), im Isartal nahe der Fernstraße Augsburg – Moos-Burgstall gelegen, unter dem sich ein Ziegelplattengrab befand (Faber/Koch 2004). In den westlichen Provinzteilen sind kleinere, von Kreisgräben eingefasste Grabhügel zwar nicht unbekannt (z. B. Kempten, Oberpeiching), kommen dort aber im Gegensatz zum Osten eher sporadisch vor.

Auch bei schlechter Oberflächenerhaltung lässt sich das Vorhandensein ehemaliger Hügel von bis zu 7-8 m Dm durch die weiten Abstände zwischen den Gräbern nachvollziehen.

Im Mittelabschnitt der aus insgesamt 91 Gräbern bestehenden Nekropole von Ergolding (Ldkr. Landshut) wird der mit 4,7 m Dm größte Grabhügel um Grab 50 von einem Steinkranz umringt (Struck 1996, 183). Da diese Steinsetzung auf Kiesfundament kaum die Tragfähigkeit eines veritablen tumulus-Tambours hatte, ist sie eher als niedriges, trocken gesetztes Umfassungsmäuerchen zu betrachten.

Diese Ausbauphase unter Verwendung von Stein datiert schon in das späte 2. oder frühe 3. Jahrhundert. Gleichwohl möchte man annehmen, dass die Präferenz für Grabhügel, gleich ob als Nachbestattungen oder Neuanlagen, durch römische tumuli angeregt wurde. Aus einer einheimisch-vorrömischen Tradition lässt sie sich jedenfalls nicht sicher ableiten, obwohl Grabhügel der spätesten Eisenzeit (LT D2) in Hörgertshausen (Ldkr. Freising) entdeckt wurden. Deren rechteckige Pfostengräbchen werden jedenfalls als Wandabstützung eines Hügels rekonstruiert. Nach den Beigaben zu urteilen, standen die so bestatteten Menschen in Kontakt mit „germanischer“ Kultur jenseits der Donau (Gebhard 2004).

Diese (Nach-) Bestattungssitte in bzw. unter Hügeln pflegte auch die sog. „Heimstettener Gruppe“, die sich im oberbayerisch-schwäbischen Voralpengebiet ca. 30-60 n. Chr. durch Körperbestattungen mit eigenwilliger Trachtbeigabe in den Frauengräber und Waffenbeigabe in Männergräbern definiert (Keller 1984). Die kontroverse Diskussion über die Herkunft dieser Menschen – Einheimische oder umgesiedelte Bevölkerung aus den Zentralalpen („Räter“) – dauert an. Es wurde auch vorgeschlagen, diese Bevölkerung mit angesiedelten Veteranen der ersten Rekrutierungswelle der Räter- und Vindelikerkohorten zu identifizieren. Ein wesentliches Argument dafür lieferte das Inventar eines Männergrabes mit cingulum-Schnalle unter einem Grabhügel von 5 m Dm an der via publica Augusta Vindelicum/Augsburg – Iuvavum/Salzburg bei München-Feldmoching (Mackensen 1987, 159 f.).

Erst ab der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts setzte sich in diesem Kulturkreis die Brandbestattung durch. Mit ihr ging die Übernahme weiterer Versatzstücke italisch-römischer Grabkultur einher. So wurde beispielsweise im Gräberfeld von Niedererlbach ein hölzerner Schacht freigelegt, der der Trankopferspende diente (Faber/Koch 2004, 96). Das Beigabenspektrum umfasst – soweit publiziert – aber auch noch um 200 n. Chr. aus gallischen Wurzeln entsprossene Elemente: dazu gehört ein bronzener Adleraufsatz eines Reisewagens (Christlein/Weber 1980), der offensichtlich als pars pro toto-Beigabe zu interpretieren ist. Hier ist zweifellos der Einfluss norisch-pannonischer Wagengräber spürbar. Im Treverergebiet hingegen wurden Ausfahrten mit dem Wagen als Zeichen hohen Sozialprestiges stattdessen auf Reliefs abgebildet (Freigang 1997, 327-330; Kossak 2000).
Der Grabbau hingegen hat kaum Veränderungen erfahren wie übrigens auch der konstant hölzerne Siedlungsbau nicht. Das weitgehende Fehlen von Steinarchitektur – von einer der bisher wenigen Ausnahmen (Niedererlbach) wird weiter unten noch zu sprechen sein – entspricht den bis ins 3. Jahrhundert fast ausschließlich in Holz-Erde-Technik errichteten Siedlungen. Die meist kleinen Grabgruppen reihen sich an den römischen Fernstraßen auf und gehörten als Familienfriedhöfe in aller Regel zu Einzelhofsiedlungen.
Diese römerzeitliche Grabhügelsitte setzt sich in ganz ähnlicher Weise jenseits des Inns im westlichen Noricum fort. Dort befestigte man den Hügelfuß öfter mit einer Rollsteindecke. Manche von ihnen haben flache, rechteckig oder rund angelegte Grabkammern aus gesetzten Steinen. Sie waren nicht begehbar und dienten nur der Aufnahme der Urne und der Beigaben. Die größeren unter ihnen können bei schlechter Oberflächenerhaltung auch wie Fundamente kleiner Grabkapellen aussehen.


Etabliert – Grabbauten des 2. und frühen 3. Jahrhunderts

Die nächste „Generation“ von Grabbauten, die über die Beigaben zugehöriger Gräber datiert werden kann, lässt sich erst wieder um 100 n. Chr. fassen. Monströse steinerne Grabbauten bleiben auch im 2. Jahrhundert weitgehend auf die größeren städtischen Siedlungen und deren Umfeld (Kempten, Augsburg, Epfach und ab dem späten 2. Jahrhundert Regensburg), die Donauufer und das Limesgebiet beschränkt. Fast immer liegen die Monumente an den großen Fernstraßen und Verkehrsknotenpunkten, so z. B. im Bereich der Donauübergänge bei Donauwörth (IRB 226; Czysz 1999, 52) und Neuburg. Manches Vicus-Gräberfeld im Voralpenland ist hingegen nie durch einen Grabbau, nicht einmal in Form von Einfriedungen bereichert worden, so z. B. nicht die aus immerhin 251 Gräbern bestehende Nekropole von Schwabmünchen. Das liegt sicherlich am bescheidenen Lebensniveau des Töpfervicus und, damit einhergehend, an der mangelnden Verfügbarkeit geeigneter, zu importierender Bausteine, was sich genauso im fehlenden Steinausbau der Siedlungen selbst niederschlägt.
Obwohl der Statthaltersitz zu diesem Zeitpunkt bereits nach Augsburg verlegt worden war, und Cambodunum in seiner städtischen Entwicklung stagnierte, sind in seinem Umfeld noch immer einzelne Zeugnisse prachtvoller Grabarchitektur fassbar. In diese Kategorie fällt ein massiver, 5 x 5 m großer Fundamentkörper aus mehreren Steinlagen an der Kaufbeurer Straße, der rund 600 m nördlich der Siedlungsgrenze von Cambodunum freigelegt wurde. Auf einem flachem Höhenrücken an einer Abzweigung von der Fernstraße Kempten – Augsburg zur römischen Siedlung „Bühl“ gelegen, dürfte der hier einst gestandene Grabbau ein weithin sichtbares Geländemerkmal gebildet haben.

Unmittelbar an die Rückseite des Fundaments lehnte sich ein Urnengrab an, das kaum anders denn als das Gründergrab dieses (Familien-?) Monuments zu interpretieren ist. Gleichartige Befundkonstellationen werden im Kapitel Grabbauten in Niedergermanien besprochen, worauf hier verwiesen sei. Die Beigaben ermöglichen eine Datierung von Grab und Grabbau in die Jahre um 100 n. Chr.

Da keine Architekturreste gefunden wurden, lässt sich über das Aussehen des Monuments leider nur spekulieren. Nach dem Vorbild ähnlich konstruierter und dimensionierter Grabbaufundamente in den germanischen Provinzen sowie in der Gallia Belgica ist es gut vorstellbar, dass hier ein Mausoleum vom Typ des Kölner Poblicius-Grabmals stand. Ein Pfeilergrabmal ist zwar nicht ausgeschlossen, doch würde es sich dann um den frühesten Vertreter dieses Denkmaltyps in der Provinz handeln.

Dass in der Umgebung von Kempten während des frühen 2. Jahrhunderts mit luxuriösen Grabbauten zu rechnen ist, dokumentiert noch ein anderer Fund: rund 50 km nördlich von Kempten, ebenfalls an der Iller, liegt die spätantike Festung Caelius Mons/Kellmünz. In ihren Mauern fand man mehrere Torsi lebensgroßer Gewandstatuen sekundär verbaut, die ursprünglich sehr wahrscheinlich als Grabstatuen im tempelartigen Aufbau eines (oder sogar verschiedener?) Mausoleums oder aber in einem Grabtempel ohne Sockelgeschoss gestanden hatten. Bei den vier weiblichen Gewandstatuen und einer Togastatue (CSIR I, 1 Nr. 181-185) handelt es sich mit einer Ausnahme um äußerst qualitätvolle Skulpturen aus Südtiroler Marmor, deren Anspruch dem italischer Kunstwerke kaum nachsteht.


Es erscheint vielmehr die Annahme berechtigt, dass die Plastiken aus Italien importiert wurden. Darauf deutet beispielsweise der weibliche Torso mit hoher Gürtung und geknüpften Ärmel hin, dessen Vorbild unter hellenistischen Gewandstatuen zu suchen ist.

Auch die Darstellung einer vornehmen Dame mit Schoßhündchen bleibt in Rätien einstweilen singulär.

Den oder die Stifter dieser Statuen sollte man unter den politisch wie wirtschaftlich einflussreichen Familien von Cambodunum suchen. Die demonstrative Zurschaustellung der römischen toga war, so möchte man annehmen, durch den rechtlichen Status als römischer Bürger legitimiert. Wo die Skulpturen aufgestellt waren, lässt sich nicht ohne weiteres rekonstruieren. In Frage käme ein Mausoleum wie das an der Kaufbeurer Straße erschlossene. Zusammen mit den Torsi wurden zwei ebenfalls marmorne Porträtbüsten (CSIR I, 1 Nr. 186-187) gefunden, für die ein Sepulkralkontext kaum zu bestreiten ist. Sollte auch der ursprüngliche Aufstellungsort eine gemeinsamer gewesen sein, so müsste man wohl eher an einen begehbaren Grabtempel ohne Sockelgeschoss oder an ein columbarium denken. Ein dafür theoretisch passender Gebäudegrundriss befindet sich im nördlichen Abschnitt der Gräberstraße „Keckwiese“, der durch die Überschneidung von älteren Gräbern ebenfalls in das 2. Jahrhundert datiert ist (Faber 1998, 166 f.). Allerdings ist nicht sicher, ob dieser langrechteckige Bau mit Vorkammer überdacht war, was für einen Aufstellungsort von Statuen freilich zu fordern wäre. Begehbare unterirdische Grabkammern wie am Niederrhein oder in der Gallia Belgica, die ebenfalls für die Aufnahme von Büsten in Betracht kommen (z. B. Köln-Weiden), fehlen im Arbeitsgebiet.
Unbeantwortet bleibt einstweilen auch die Frage, ob die Statuen um 300 n. Chr. direkt aus Kempten verschleppt wurden. Alternativ dazu wird der ursprüngliche Platz der Statuen im Grabbezirk einer reichen Landvilla nahe Kellmünz erwogen. Ein adäquater Siedlungsbefund wurde dort bisher allerdings noch nicht lokalisiert. Dafür dass sich Angehörige der städtischen Oberschicht bevorzugt bei ihren Landsitzen bestatten ließen, lassen sich Beispiele aus dem Raum Augsburg anführen, z. B. Stadtbergen und Wehringen (s. u.). Anhand kunstgeschichtlicher Kriterien werden die Skulpturen von Kellmünz in das frühe 2. Jahrhundert gesetzt; ein älterer Datierungsansatz gilt als unwahrscheinlich.

Zumindest im nördlichen Rätien hat man Mausoleen noch während des 2. Jahrhunderts errichtet, während sie im Rheinland bereits ab flavischer Zeit von den Pfeilergrabmälern verdrängt wurden. Seit fast 100 Jahren schon kennt man das Fragment einer Toga-Statue, zwei Architravbruchstücke sowie ein Antenkapitell im ionisch-korinthischen Kompositstil aus Großsorheim bei Harburg im südlichen Nördlinger Ries (Wagner 1973 Nr. 214-216). Im Jahre 2006 konnte das Mausoleumfundament schließlich freigelegt werden.

Eine bis auf Kopf und Unterarme erhaltene Toga-Statue wurde in Nassenfels (Ldkr. Eichstätt), im Bereich des Gräberfeldes an der Ausfallstraße nach Kösching in sekundärer Fundlage entdeckt (CSIR I, 1 Nr. 231). Die dortige Nikolauskapelle steht auf den Fundamenten eines (größeren) römischen Grabbaus, vielleicht eines Mausoleums. Etliche weitere Bruchstücke steinerner Porträtstatuen liegen aus verschiedenen Fundorten vor, z. B. aus Augsburg (CSIR I, 1 Nr. 76), Hitzhofen (Ldkr. Eichstätt, wohl aus Pfünz verschleppt: CSIR I, 1 Nr. 225) oder Rennertshofen (Ldkr. Neuburg-Schrobenhausen, Rieder 1984). Aufgrund unbekannter oder sekundärer Fundkontexte kann in diesen Fällen allerdings nicht zweifelsfrei zwischen Grab- oder öffentlich aufgestellten Ehrenstatuen unterschieden werden.

Ein Zusammenhang zwischen Fund und Befund erscheint möglich, ist aber nicht verifiziert.
Ein repräsentatives Bauwerk trug auch die wuchtige, aus Steinblöcken gesetzte Fundamentbasis oberhalb von Kastell und Vicus Aalen (Ostalbkreis). Da weder Gräber noch Architekturteile überliefert sind, ist die Deutung des Bauwerks jedoch umstritten. Wegen seiner exponierten Hanglage an der Kreuzung von Rems- und Kochertal errichtet kommt am ehesten ein Grabmal oder ein Ehrenmonument in Betracht (Luik 1994, 269-271).
Eine durch die Zahl an Architekturteilen herausragende, im ganzen nördlichen Provinzgebiet verbreitete – im alpinen Rätien bisher aber nicht nachgewiesene – Grabmalgattung sind Pfeilergrabmäler vom Typ der sog. „Igeler Säule“ bei Trier (Gauer 1978). Im Unterschied zu dieser, die 23 m hoch aufragt, und zu entsprechenden Denkmälern in den Rheinprovinzen sind die rätischen jedoch erheblich kleiner und erreichen Höhen von maximal 10-11, meist nur 4-7 m. Aus Augsburg liegen mittlerweile zwei fast vollständig erhaltene Pfeilergrabmäler vor, die an der Gräberstraße nördlich der Stadt standen. Durch ein Hochwasser der Wertach zum Einsturz gebracht und verschüttet, wurden die Blöcke und Architekturteile teilweise noch in Versturzlage beim Kiesabbau wiederentdeckt. Es handelt sich um die monumentalen Kennzeichnungen der Familiengräber des Titus Flavius Martialis (IBR 123), über dessen gesellschaftliche Stellung und Beruf die Grabinschrift leider schweigt, sowie des Kaiserkultpriesters (sevir Augustalis) und – wie er selbst betont – freigeborenen Rechtsgelehrten (pragmaticus) Marcus Aurelius Carus (Bakker 1998).

Die Pfeilerdenkmäler waren in der Regel aus sechs oder sieben skulptierten Kalksteinblöcken zusammengesetzt, die miteinander durch Bleiklammern verdübelt zu werden pflegten. Der 7 m hohe Carus-Pfeiler als bislang größtes bekanntes Augsburger Exemplar bestand aus neun Architekturteilen. Ihre Fundamente bildeten in der Regel solide, tiefreichende Gussmauerblöcke, wie man sie beispielsweise im östlichen Gräberfeld von Faimingen freigelegt hat (Fasold/Weber 1985, 198; Fasold/Hüssen 1985, 293). Ein 4 x 4 m großes Grabbaufundament in Sontheim/Brenz soll einen mindestens 8 m hohen Aufbau getragen haben. Seine 1 m starken Grundmauern reichten mehr als 1,1 m in die Tiefe (Hagendorn/Nuber/Scheuerbrandt 1993, 199).
Der Kalkstein für die reliefgeschmückten Bauglieder wurde mehrheitlich von der Schwäbischen Alb herbeigeschafft. Daneben zeigen Relief- und Inschriftenplatten an, dass auch mit gemauerten Pfeilerkörpern zu rechnen ist, die außen verblendet waren. Diese Lösung war nicht nur logistisch vorteilhafter, sondern gewiss auch preiswerter. Stiche aus dem 18. Jahrhundert scheinen die Rümpfe solcher aus Ziegeln (?) gemauerter Pfeiler wiederzugeben. Sie standen damals wohl noch teilweise aufrecht, weil ihre Substanz als Baustoffquelle weniger begehrt war als die Kalksteinplatten ihrer Verkleidung (Bakker 1985, 204 f.). Als Beispiele dafür dürfen möglicherweise ein „Hirtenrelief“ aus Epfach in Anspruch genommen werden sowie ein mit passenden Dübellöchern versehenes Delphinrelief – Delphine galten als Boten der Unterwelt – aus Passau.

Die eigentlichen Gräber sind entweder neben diesen Bauten zu suchen oder – archäologisch dann nicht mehr nachweisbar – in einst vielleicht vorhandenen Nischen im Denkmalkörper.
In Augsburg und seinem Umland kamen bisher die meisten Vertreter des Grabmaltyps zum Vorschein – es liegen Spolien von rund 30 verschiedenen Pfeilern vor. Als charakteristisch für die (west-) rätischen Grabpfeiler kristallisieren sich Bekrönungen mit einem kubischen Kapitell korinthischer Ordnung, in exklusiverer Variante mit einem sog. „Jahreszeitenkapitell“ (Schromm 2003) heraus, das einen steinernen Pinienzapfen trägt. Letztere müssen im Mittelalter und der frühen Neuzeit in Augsburg noch derartig häufig sichtbar gewesen sein, dass sie Eingang in das Augsburger Stadtwappen fanden. Da diese Aufsatzsteine sich zur zweckfremden Vermauerung in späterer Zeit kaum eigneten, blieben sie nach der Demontage des zugehörigen Denkmals oft an dessen Standort liegen. Auf diese Weise erteilt ihr Vorkommen dem Archäologen noch heute Auskunft über die Verbreitung von Pfeilergrabmälern, deren Abschluss sie in der Regel bildeten (bisweilen aber vielleicht auch von tumuli). So lassen mehrere Pinienzapfen im Umfeld der Kastelle Heidenheim und Aalen einen gewissen Zusammenhang zwischen Grabbau und den dort lebenden Familien von Veteranen der ala II Flavia milliaria, der bis um 170/80 n. Chr. stärksten und ranghöchsten Einheit der Provinz, erahnen. Ein rund 1 m hoher Kalkstein-Pinienzapfen von der Albhochfläche bei Heidenheim-Großkuchen („Härtsfeld“), der in der Völkerwanderungszeit sekundäre Verwendung als Schmiedeamboss fand, bezeugt wohl einen bislang nicht lokalisierten Gutshof in dieser als unwirtlich geltenden Region.

Ein weiterer Verbreitungsschwerpunkt konzentriert sich auf Castra Regina/Regensburg. Dort sind Reste von mindestens vier Pfeilern bekannt, die nach den mythologischen Darstellungen ihrer erhaltenen Reliefpartien als „Aiaxpfeiler“, „Aegispfeiler“, „Hercules-Alkestis-Pfeiler“ und „Totenmahl-Pfeiler“ benannt werden. Für die beiden zuerst genannten wurde eine Gesamthöhe von 10-11 m errechnet. Wichtige Hinweise für die Höhenbestimmung liefern die Größen der Relieffiguren im Obergeschoss, aus denen sich die Gesamtproportionen annähernd erschließen lassen (Gauer 1978, 79; Schmidts 2003, 84).

Ursprungs- und Hauptverbreitungsgebiet dieser Grabmalform ist das Moselland. Zu Recht wird angenommen, dass die Kenntnis der Grabpfeiler durch treverische Händler übernommen wurde, die in Augsburg und Regensburg ansässig waren und vermutlich vom Italienhandel profitierten (Gauer 1978, 88). Ein solcher dürfte z. B. der Treverer Sextus Attonius Privatus gewesen sein, der das Amt eines sevir Augustalis bekleidete und in Augsburg eine Tempelrenovierung stiftete (IBR 108). Die vermutete „Initialzündung“ durch das importierte Vorbild einzelner Einwanderer aus der Gallia Belgica gewinnt auch dadurch an Gewicht, dass das südliche Obergermanien im Verbreitungsgebiet regelrecht „übersprungen“ wird und daher keine kontinuierliche Ausbreitung stattgefunden haben kann. In Noricum dünnen Grabpfeiler merklich aus (Kremer 2001, 352-356).

Eine weitere Grabbaugattung, deren Vorkommen sich innerhalb Rätiens bisher ebenfalls auf Augsburg beschränkt, stellen Nischengrabmäler dar (CSIR I, 1 Nr. 18-21). Für sie sind überdimensionierte Stelen auf einer Basis charakteristisch, deren Reliefs Ehepaare annähernd in Lebensgröße zeigen. Wie die Pfeilergrabmäler dürften auch sie aus der Gallia Belgica vermittelt worden sein.

Bei der Lektüre der Augsburger Grabbauinschriften (gleich welchen Bautyps) fällt zunächst auf, dass wir es stets mit Trägern zwei- oder dreiteiliger Namen zu tun haben, mehrheitlich wohl mit römischen Bürgern. Schaut man – soweit erwähnt – auf die Berufe und gesellschaftlichen Stellungen der Genannten, so findet man: zwei Kaiserpriester (seviri Augustales), von denen der bereits genannte Carus ausdrücklich betont, kein Freigelassener, sondern Freigeborener (ingenuus) gewesen zu sein, drei während der Dienstzeit verstorbene Soldaten und Unteroffiziere der Regensburger Legion (legio III Italica, IBR 123; 125; Bakker 1984, 112), einen Legionsveteranen und einen Kavallerieoffizier (IBR 129; 134). Weiterhin verraten der Textilhändler (negotiator vestiarius, IBR 127) Iulius Victor, der Weinhändler Pompeianius Silvius (Bakker 1985a) sowie der Purpurhändler (negotiator artis purpurariae) und sevir Tiberius Claudius Euphras zugleich die Quelle ihres durch die Grabdenkmäler zur Schau gestellten Reichtums. Die zuletzt erwähnte Grabinschrift des Purpurhändlers und seiner Frau Senilia Lasciva gilt übrigens als der älteste verbürgte Bodenfund Bayerns, ist aber leider nur durch eine Abschrift und geradezu lapidare Beschreibung aus dem 15. Jahrhundert überliefert (IBR 135). Den Reigen beschließt der Freigelassene Publius Frontinius Decoratus, der um 200 n. Chr. als Beauftragter einer Pächtergesellschaft von Ertragsabgaben aus den Eisenbergwerken (manceps ferrariarum) Rätiens und der drei dakischen Provinzen wirkte (Nuber 1985). Die moderne Umschreibung seines Jobs klingt bürokratisch, doch muss dieser lukrativ gewesen. Sein reliefgeschmückter Sarkophag bezeugt zumindest indirekt einen Grabbau (Grabtempel?), in dem dieser aufgestellt gewesen sein dürfte.
In der Zusammenschau bleibt also zu konstatieren, dass wir hier offenkundig nur die „zweite Reihe“ der Oberschicht des municipium Augsburg erfassen, aber dafür eine zumindest wirtschaftlich erfolgreiche. Diesen Sachverhalt bringen ferner die berufsbezogenen, wohlbekannten Grabreliefs aus Augsburg klar zum Ausdruck.

Mit wenigen Ausnahmen (z. B. Bakker 1985b, 97) hat sich die politische Elite des ordo decurionum wohl bevorzugt bei ihren „Sommerresidenzen“ im Umland der Stadt beisetzen lassen. Zu nennen sind die Inschriften der decuriones municipi Aelii Augusti:

Caius Iulianius Iulius aus Biberbach, 18 km nördlich von Augsburg gelegen (IBR 136);

Publius (?) Iulius Pintamus, eines Spaniers aus Bracaraugusta im heutigen Portugal, der es in seiner vormaligen militärischen Laufbahn zum Reiteroffizier (decurio alae) gebracht hatte und schließlich bei Leutstetten am nördlichen Starnberger See seine letzte Ruhe fand (Radnoti 1972) und

Marcus Titius Patruelis, von Hause aus Gallier aus der civitas Sequanorum (heute nordwestliches Burgund bis Westschweiz), dessen titulus in der Kirche von Gundremmingen an der Donau (Ldkr. Günzburg) vermauert war (Dietz/Weber 1982, 411).

Auch der titulus des Flavius Vettius Titus, eines Beamten der provinzialen Steuerkasse (advocatus fisci Raetici, IBR 176) kam 8 km westlich der Stadt bei Derching zutage. Auf den Sonderfall der Wehringer Grablegen wird weiter unten einzugehen sein.


Frischer Südwind? – Die Legion kommt

Die Markomannenkriege brachten für die Provinz einschneidende Veränderungen, denn im neu gegründeten Legionslager Regensburg wurde spätestens 179 n. Chr. die legio III Italica stationiert. Dadurch wurde Rätien um eine weitere Metropole neben Augsburg bereichert. Bezüglich des Grabbaus jedenfalls hatte diese Region bis dahin keine Rolle gespielt. Natürlich drängt sich nun die Frage auf, welche Neuerungen die der Überlieferung nach in Italien ausgehobenen Rekruten an die Donau brachten. Allzu augenfällige Innovationen – dies sei gleich vorweggenommen – erblühten daraus nicht, anders als etwa am Rhein im frühen 1. Jahrhundert. In Italien selbst war die Manie monumentale Grabdenkmäler zu errichten im späten 2. Jahrhundert bereits stark abgeflaut. Eine von den Legionären mitgebrachte Neuerung sind sicherlich die Grabstelen mit Giebel und Porträtfries, in dem die inschriftlich genannten Personen nebeneinander als Büsten oder Halbfiguren abgebildet werden (Kockel 1993).

Die Erinnerung an italische Grabbauten mit solchen Porträtfriesen mögen diese Stelenvariante durchaus inspiriert haben. Demgegenüber werden die verstorbenen Familienmitglieder auf den Obergeschossblöcken der Augsburger Grabpfeiler zwar auch nebeneinander, aber als Vollfiguren abgebildet. Dort wirkte sich eher der Einfluss gallischer Nischengrabmäler aus.

Ob auch die eigenartigen Baustilkombinationen der Wehringer Monumente um 200 n. Chr. (s. u.) vielleicht durch den Kontakt mit Soldaten der ersten Generation der legio III Italica angeregt wurden, wäre gewiss schon zuviel der Spekulation. Es gibt dafür keine positiven Anzeichen. Aufgrund der enormen Wirtschaftskraft der Legion ist aber unmissverständlich eine quantitative Zunahme bereits etablierter Grabbautypen, insbesondere von Grabpfeilern und Grabaltären, zu verzeichnen. Streng genommen könnte man sogar so weit gehen, dass Grabpfeiler in der Provinz insgesamt nicht sicher vor 170/80 n. Chr. datiert werden können. Das gilt auch für die Augsburger Pfeiler, deren Ursprung aber wie gesagt wohl auf gallische Einwanderer, kaum auf Legionäre zurückgeht. Ähnlich verhält es sich mit Grabaltären, die in Rätien vor dem Eintreffen der Legion zwar bekannt waren, die aber besonders nach 180 n. Chr., wahrscheinlich sogar erst in der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts an Menge (und Größe?) zunehmen. Es fällt auf, dass mehrere von ihnen von Menschen griechischsprachiger Provenienz gesetzt wurden. Dieses Phänomen ist auch bei den niedergermanischen Grabaltären zu beobachten.

Fraglos hat die Legion den Zentren der Provinz einen wirtschaftlichen Aufschwung beschert, der sich auch im Grabbau ausdrückt. Gleichwohl offenbaren sich erkennbare Tendenzunterschiede zwischen den Metropolen Augsburg und Regensburg. Während aus den Arealen der Regensburger Gräberfelder zahlreiche Architekturteile von Grabbauten vorliegen (v. Schurbein 1977, 253-259), fehlen sie im Umland von Castra Regina fast gänzlich. Die Oberschicht der Regensburger canabae muss also weitgehend vor Ort bestattet worden sein, d. h. sie blieb standortbezogen (Schmidts 2003, 87). Ein weiterer Unterschied manifestiert sich in der Vorliebe für bestimmte Bildprogramme. Augenfällig wird dies natürlich durch militärische Themen auf Regensburger Reliefs, wie z. B. die „Pferdevorführung“ CSIR I, 1 Nr. 386, die auf rheinischen Reitergrabsteinen in flavischer Zeit begegnet und um 200 n. Chr. schon „veraltet“ war. Auf den Grabstelen der stadtrömischen Gardereiter (equites singulares) hielten sich Varianten dieser Repräsentationsform der Kavalleristen dagegen länger.

Es wurde bereits angesprochen, dass man in Augsburg vorwiegend auf Reliefszenen des Alltagsgeschäfts stößt, in Regensburg maß man mythologischen Szenen einen höheren Stellenwert bei (Kempchen 1995). Trendwidrig zum Trierer Land, wo mythologische Darstellungen ab der Mitte des 2. Jahrhunderts eher rückläufig sind, halten sie sich im Regensburger Raum im frühen 3. Jahrhundert hartnäckig. Dafür wird man in erster Linie die unterschiedliche Prägung der Orte durch ziviles Gewerbe bzw. Militär verantwortlich machen wollen, obwohl auch in Augsburg mythologische Szenen nicht gänzlich fehlen; erwähnt seien ein tanzender Satyr (CSIR I, 1 Nr. 66), eine bacchantische Prozession (ebd. Nr. 62) sowie der Kampf des Odysseus mit seinen Gefährten gegen Skylla (ebd. Nr. 69). Toten- bzw. Familienmahlreliefs, die in der Gallia Belgica und im Rheinland geradezu Standard sind, kommen in Rätien seltener vor, doch verteilen sich die wenigen Beispiele auf Augsburg und Regensburg gleichermaßen. Dabei deuten sich Weiterentwicklungen an: ein Regensburger Relief zeugt angesichts des pietätgebietenden Todes – zumindest nach heutigem Verständnis – von unziemlichem Humor, indem das Totenmahl geradezu in eine Wirtshausszene uminterpretiert wird, in der ein Beteiligter einer Dame am Gewand zupft oder ihr sogar in den Hintern zwickt (CSIR I, 1 Nr. 383)! Römische Grabmäler trachten eben danach den Lebenden darzustellen und wurden meist auch schon zu Lebzeiten errichtet (vivus fecit / vivi fecerunt).

Ein anderes Standardthema rheinischer Grabbaureliefs bildet die aristokratischen Lebensstil assoziierende Jagd. In Rätien wird es zum einen durch den Reliefblock eines Pfeilergrabmals in Risstissen vertreten, zum anderen durch sechs Hundeskelette, die neben einem Grabbaufundament in Sontheim/Brenz bestattet waren. Vermutlich darf man sie als Beigabe einer Jagdmeute deuten (Nuber 1992, 200). In der alten Pfarrkirche von Risstissen (Alb-Donau-Kreis) sind neben dem Jagdrelief noch drei weitere Reliefblöcke (desselben Denkmals?) mit mythologischen Szenen eingemauert. Sie stellen Apollon und Daphne sowie Apollon und Herkules beim Dreifußstreit dar.

Vollplastischer Grabbauschmuck in Gestalt von „Wächterfiguren“ (z. B. Löwen, Sphingen, Greife: CSIR I, 1 Nr. 392 ff.) war auch in den Gräberfeldern Rätiens verbreitet. Mythologische Figurengruppen (z. B. Ganymed- oder Aeneasgruppen) hingegen sind im Gegensatz zu Köln, der Gallia Belgica und Obergermanien im Sepulkralkontext bisher nicht belegbar.

Altäre und Grabpfeiler, genauer ausgedrückt: Versatzstücke von solchen (z. B. Schuppendach, Kapitell, Pinienzapfen), sind ab der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts in rätischen Grabdenkmälern vielfach miteinander kombiniert worden. Das Spektrum der typisch rätischen und zumindest auch ostnorischen „Klein- und Kleinstpfeiler“ reicht bis hin zu Altären mit Schuppendach, -giebel oder Pinienzapfenbekrönung. Die Definition von „Grabbau“ (s. Grabbauten in Niedergermanien) muss hier schon auf ein Maximum des Vertretbaren ausgedehnt werden, wenn man solche Grabsteine, die bestenfalls aus zwei Baukomponenten bestehen, mit berücksichtigen möchte. Eventuell fällt die Entwicklung solcher Denkmäler – in Rätien wie in Noricum – chronologisch mit dem Einzug der Legionen zusammen.

 

Dieser Sachverhalt birgt die Schwierigkeit, dass lose aufgefundene Inschriftenblöcke nicht immer zuverlässig Grabaltären oder kleineren Pfeilern zugewiesen werden können.
Ein zweifelsfrei nach Rätien und – intensiver – nach Noricum hineinwirkender Einfluss aus Italien sind Eckakrotere bei Altaraufsätzen. Die rätische Kombinationsfreude weitete sich auch auf andere Denkmälergattungen aus. So ist das Bruchstück eines Schuppendachs nicht zwangsläufig wie andernorts mit einem Grabmal zu identifizieren. Davor warnt nämlich der bekannte Augsburger Altar für Sol Elagabal aus der Severerzeit (CSIR I, 1 Nr. 28).


Höhepunkt – die prachtvollen Grabbauten von Wehringen




Die zweifellos spektakulärste rätische Nekropole ist die eines römischen Landguts (?) bei Wehringen, rund 15 km südlich von Augsburg an einer Straße gelegen, die ca. 4,5 km nordwestlich parallel zur Via Claudia verlief. Das gilt sowohl für die Beigabenausstattung der Gräber als auch für die fünf Grabbauten, die einstweilen größten Rätiens (Nuber/Radnoti 1969; Nuber 2000). Der im Grundriss stattlichste Grabbau III wird mit über 10 m Höhe veranschlagt (Fasold/Weber 1985, 199). Sie stammen aus der Zeit ab 200 n. Chr. Der gründliche Ausbruch der Fundamente lässt ahnen, dass hier wertvolles Steinmaterial zu gewinnen war. Die Befunderhaltung – weitgehend in Form von Ausbruchsgräben der Fundamente – ist im Grunde genommen schlecht, doch darf die Rekonstruktion durch Architekturtrümmer, die teils in den verfüllten Ausbruchsgruben gefunden, teils in der Wehringer Kirche verbaut waren, als plausibel gelten. Während die Einfassungsmauern aus Kalktuff bestanden, musste das Rohmaterial der reliefierten Kalksteine über 80 km Entfernung aus dem Bereich der Schwäbischen Alb herantransportiert werden (Nuber 2000, 166).

Vier Grabbauten waren tumuli mit runden bzw. polygonalen Einfassungsmauern, die von halbwalzenförmigen Deckelsteinen bekrönt wurden. Zur Straßenfront hin waren ihnen zweigeschossige Mausoleen oder übergroße Altäre vorgebaut. Hier hat man Architekturelemente vereint, deren Kombination südlich wie nördlich der Alpen exklusiv ist. Das Obergeschoss in Gestalt eines Rundtempels (Tholos) von Grabbau III steht in Rätien bisher ohne Vergleich da, und selbst in den Rheinprovinzen lassen sich kaum Parallelen benennen (evtl. in Xanten, s. Grabbauten in Niedergermanien). Die norischen Baldachin-Grabmäler wiederum fallen in der Regel kleiner aus und sind von rechteckigem Grundriss (Kremer 2001, 127-148). Auch das zweite Mausoleum mit schlankem Tambour gilt innerhalb wie außerhalb Rätiens vorerst als Unikat.

Wie sind die rückwärtigen tumuli von bis zu 11,2 m Dm einzuordnen? Als Rückgriff auf die rund 150 Jahre älteren „einheimischen“ Grabhügel der „Heimstetter Gruppe“, als architektonisch unterstrichener Ausdruck eines aristokratischen Anspruchs nach klassischem, spätrepublikanisch-frühkaiserzeitlichem Verständnis von tumuli als Ehrengräber oder schlicht als eklektisches Architekturzitat? Vermutlich spielen alle drei Faktoren eine Rolle. Die Aufreihung mehrerer tumuli ist „unklassisch“ und erinnert tatsächlich an die Grabhügelgrüppchen der „Heimstettener Gruppe“. Steinerne Rundgräber stellen in Rätien sonst vereinzelte Ausnahmeerscheinungen dar – im Gegensatz etwa zur Gallia Belgica oder dem Mittelrheingebiet. Neben dem oben besprochenen Kemptener Exemplar ist noch ein mit 3 m Durchmesser erheblich kleineres Rundgrab an der östlichen Gräberstraße von Phoebiana/Faimingen erwähnenswert, das innerhalb des Gräberfeldes allerdings keine sonderlich prominente Position einnimmt (Fasold/Hüssen 1985, 288 u. 293).
An die Grabbauten schlossen sich noch weitere 23 Gräber ohne monumentale Grabkennzeichnung an. Da der Friedhof unvollständig ausgegraben ist, rechnet H. U. Nuber mit ehemals 100-200 Gräbern – eine beachtliche Größe, wenn wir es tatsächlich mit einem Villenfriedhof zu tun haben. Eine lange Belegungsdauer oder eine entsprechende Betriebsgröße würden dies begründen. Zu den ältesten Bestattungen gehört eine Gruppe waffenführender Männergräber aus der Zeit um 100 n. Chr. Da die übrigen Bestattungen jedoch mit einem zeitlichen Hiatus von zwei bis drei Generationen folgen, muss vorerst offen bleiben, ob die Waffengräber mit der Gründergeneration des Anwesens zu identifizieren sind oder ob sie mit den späteren Grabbauherren nichts zu tun haben (Nuber 1985a). Einstweilen bleibt festzuhalten, dass der monumentale Grabbau erst um 200 n. Chr. einsetzt.
Eine mit keltischen Jenseitsvorstellungen vertraute Personengruppe dokumentiert der unerhörte Beigabenluxus. Es würde den Rahmen dieses Überblicks sprengen, alle Funde auflisten zu wollen; hierzu sei auf die Literatur verwiesen (Nuber 2000). Allein das Frauengrab 3 umfasste ungefähr 200 Gegenstände, darunter Möbel, eine hölzerne Sänfte bzw. deren übrig gebliebene Metallteile, umfangreiche und zum Teil kunstvoll gearbeitete Geschirre aus Metall und Holz bis hin zur Kleidung mit Goldbrokat. Der Leichenbrand in der gläsernen Urne war in ein Seidentuch eingeschlagen. Die Urne stand – auf der Höhe des römischen Zeitgeschmacks – in einem Steinossuarium. In jedem der tumuli gab es nur ein Grab, lediglich im Grabbau IV mit rechteckiger, offener Umfriedung zwei. Die Körperbestattung eines „Leibarztes“ sowie offenkundig weiterer Bediensteter (Sklaven?) an dessen Flanke unterstreicht die wirtschaftliche Potenz der Wehringer Familie.
Die relative Nähe zur Provinzhauptstadt lässt natürlich an den Landsitz einer wirtschaftlich und gesellschaftlich tonangebenden Familie denken, z. B. an Angehörige des ordo decurionum. Ob ein Klappstuhl aus Grab 13 als sella curulis und damit als Amtssitz eines öffentlichen Mandatsträgers zu deuten ist oder lediglich als Symbol eines allgemeinen elitären Anspruchs, lässt sich nicht ohne weiteres entscheiden. Natürlich kommen auch andere (einfluss-) reiche Gesellschaftskreise in Betracht. So war beispielsweise in Stadtbergen südlich von Augsburg der Grabaltar eines Händlers (negotiator) vermauert (IBR 141). Sicher gab es in der Umgebung noch weitere „Sommerresidenzen“ reicher Augsburger: nur etwa 3 km von Wehringen entfernt kam bei Oberottmarshausen der bisher gewaltigste steinerne Pinienzapfen Rätiens zutage (CSIR I, 1 Nr. 221). Im erhaltenen Zustand ist das Bruchstück 129 cm hoch und 91 cm breit, ursprünglich dürfte es 150 cm hoch gewesen sein. Als Bekrönung eines tumulus oder eines gewaltigen Pfeilergrabmals ist er gut vorstellbar. Es erscheint aber nicht ausgeschlossen, dass dieses Architekturschmuckstück aus Wehringen verschleppt wurde.


„Mittelklasse“ – Einfriedungen und hausförmige Grabbauten

Die zeitlose Form der Einfriedung offener Grabgärten blieb auch im 2. und während der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts der häufigste Grabbautyp, sei es je nach Geschmack bzw. Geldbeutel mit Steinmauer, Hecke, Holzzaun oder bloßem Gräbchen. Hier konnte die Familie ungestört die periodischen Gedenkfeierlichkeiten begehen. Stellvertretend für andere Befunde seien hier Beispiele aus Kempten (um 100 n. Chr.) und Oberpeiching, südlich der Lechmündung gelegen, abgebildet.

Der Oberpeichinger Grabgarten hält insofern noch eine Besonderheit bereit, als dass in seinem Inneren überraschenderweise weder ein Grab noch die Spur irgendeines Grabbaus entdeckt werden konnte (Czysz 1999, 47). Waren die Bestattungsbehälter hier obertätig aufgestellt, z. B. in steinernen ossuaria, ohne je Spuren im Boden hinterlassen zu haben?
Im Erhaltungszustand bloßer Grundmauern ist eine zuverlässige Entscheidung darüber, ob kleinere quadratische Grundrisse unterhalb von ca. 4 m Seitenlänge wirklich offene Anlagen waren oder doch Gebäude trugen (eben Grabtempel, Kapellen oder Grabtürme), nicht immer einfach zu fällen. Bei größeren Ausmaßen ist wegen des höher zu veranschlagenden Dachgewichtes eine stärkere Fundamentierung unabdingbar, nicht zwangsläufig jedoch bei den kleineren (ca. 2 x 2 m) Grundrissen. Auch die Art der Grabanlage im Inneren liefert keine eindeutige Rekonstruktionshilfe. Man kann also nicht automatisch auf einen offenen Grabgarten schließen, wenn die Urne(n) in den Boden eingegraben war(en), oder auf ein überdachtes columbarium, wenn im Inneren keine Bestattung entdeckt wurde, wie es z. B. einmal in Sontheim/Brenz der Fall war (Schaub 1990, 159).
Dass Grabkapellen, –tempel und –türme in Rätien sehr beliebt waren, veranschaulicht der einzige steinerne Grabbau in der o. g. Nekropole von Niedererlbach. Durch Überdeckung mit Bachsedimenten war der Befund ungewöhnlich gut erhalten. Das betrifft nicht nur die noch bis zu 90 cm hohe Mauersubstanz, sondern auch den Versturz des Ziegeldachs im Inneren, der unter anderen Bedingungen längst aberodiert oder weggepflügt worden wäre. Das 2,75 x 4 m messende Mauergeviert innerhalb einer 9,5 x 10 m ausgreifenden Einfriedungsmauer stammt also mit Sicherheit von einem Gebäude, das in Anlehnung an norische Beispiele als Grabturm rekonstruiert wird (Christlein/Weber 1980). Dieser wurde im 2. Jahrhundert erbaut und bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts belegt.

Ein ähnlicher Doppelgrundriss aus der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts in einem Gräberfeld von Veldidena/Innsbruck-Wilten könnte trotz schlechterer Oberflächenerhaltung in der gleichen Weise deutbar sein (Heitmeier 2005, 67).

Grabkapellen (memoriae) wird man auch die vier nahezu quadratischen Streifenfundamente innerhalb der ummauerten, 29 x 25 m umfassenden Gutshofnekropole von Mochenwangen in Oberschwaben zuweisen dürfen (Meyer 2003, 579-581). Auf sie verteilen sich sieben Brandgräber, die ca. 100-160 n. Chr., also über drei Generationen hinweg angelegt wurden.

Die Kapellen dürften die Umfassungsmauer nur wenig überragt haben, so dass eine repräsentative Außenwirkung kaum erzielt wurde. Die Lage an einer untergeordneten Verbindungsstraße in Oberschwaben hätte sich hierfür auch kaum empfohlen. Die Anlage strahlt somit eher den Charakter einer privaten domus aeterna und rein familiären Gedenkstätte aus. Der enorme Beigabenreichtum keltischer Prägung steht auch hier im Gegensatz zur italischen „Fassade“ der Grabbauten. Zum Mobiliar eines Frauengrabes gehört wiederum das eiserne Gestänge eines Klappstuhls. Ohne diesem einen prestigeträchtigen Repräsentationswert absprechen zu wollen, wird man in ihm kaum eine klassische sella curulis zu erblicken haben. Es lässt sich allenfalls darüber spekulieren, ob die Familie vielleicht eine hervorgehobene politische oder gesellschaftliche Stellung im Verwaltungsbezirk von Brigantium/Bregenz eingenommen hat. Wie in den gleichzeitigen Gräbern von Wehringen oder in den älteren Männergräbern der „Heimstettener Gruppe“ fällt erneut die „unrömische“ Waffenbeigabe auf. Wegen der Mitgabe eines Schildes sind diese ausdrücklich als Militär-, nicht als Jagdwaffen zu deuten. Je nach dem welche Aussagekraft man den mitgefundenen Metallbeschlägen eines Trinkhorns beimisst, könnte man hierin ein germanisches Element erblicken. Waffengräber waren aber auch bis zu den Südalpen verbreitet; erinnert sei an die frühkaiserzeitlichen Grabkammern von Minusio-Cadra (s. o.). Folglich kristallisiert sich für die Gutshofbewohner von Mochenwangen weder eine eindeutige Einwanderungsrichtung heraus noch lässt sich eine definitiv autochthone Komponente erkennen.

Während in vergleichbar dimensionierten memoriae oder columbaria in Italien obertägige Plätze zur Aufbewahrung der Urnen (Nischen o. ä.) vorhanden waren, wurden die sterblichen Überreste hier wie überhaupt in Rätien zumeist im Boden des Gebäudes beigesetzt: hierin sowie in der reichen Beigabenwahl begegnen sich italischer Bautyp und einheimische Bestattungssitte. Die marmorne, aus einer Architekturspolie zurechtgemeißelte Inschriftentafel der 40jährig verstorbenen Sicna bestätigt die keltisch-gallischen Kulturwurzeln zusätzlich durch den Namen. Sie dürfte analog zu italischen Beispielen über der Tür angebracht gewesen sein. Zu lesen steht:

Sicna Cr/ispini f(ilia) / vix(it) an(nos) XL / Proc(ulus?) mar(itus) m(erenti) f(ecit) – „Sicna, Tochter des Crispinus (liegt hier begraben). Sie lebte 40 Jahre. Proculus (?), der Ehemann, veranlasste (die Errichtung des Grabmals für seine Frau,) weil sie es verdient hat“.


Im Luftbild eines Gutshofs mit ummauertem Grabbezirk bei Brenz (Ldkr. Heidenheim) zeichnet sich eine mit Mochenwangen vergleichbare Anlage ab.

Grabkapellen oder -tempelchen vom Typ Niedererlbach und Mochenwangen gehören zu den häufigsten Grabbauformen Rätiens. Neben den bereits vorgestellten Befunden aus Günzburg sind darüber hinaus entsprechende Grundrisse des 2.-3. Jahrhunderts von der Gräberstraße der Straßenstation Sontheim/Brenz (Ldkr. Heidenheim) an der Donaunordstraße (Nuber/Schaub 1991, 174 mit Erwähnung von Dachziegelfunden), an der Donausüdstraße südlich von Oberpeiching (Czysz 1999, 53) sowie vom Gräberfeld des Kastellvicus Pfünz (ORL B 73, 17) bekannt. In der Nachbarprovinz Noricum waren diese Grabkapellen noch stärker verbreitet. Dort fällt die Unterscheidung von einfachen Umfriedungen bisweilen durch verputzte oder mit Marmorplatten vertäfelte Innenwände sowie durch einzelne Nachweise von Holz- oder Estrichfußböden leichter (Kremer 2001, 357-359).

Für die außerordentliche Beliebtheit solcher Grabmäler in Rätien scheinen auch die hier im Vergleich mit den Rheinprovinzen überproportional häufig vorkommenden quadratischen bis langrechteckigen Inschriftentafeln zu sprechen, deren Größen je nach einstigem Anbringungsort von ca. 30 x 40 cm (Mochenwangen) bis zu ca. 122 x 54 cm (Pförring, IBR 264) schwanken.

Allerdings ist das nicht sicher, denn auch andere Denkmaltypen, insbesondere gemauerte und mit Reliefplatten verblendete Grabpfeiler kommen als Träger der Inschriften in Frage. Die Mochenwanger Befundvergesellschaftung von Grundriss und Inschrift ist aufschlussreich, aber bisher in der Provinz singulär. Meist sind die Inschriftenplatten bzw. Bruchstücke von solchen später als Spolien wiederverwendet worden, z. B. in spätantiken Festungswerken oder mittelalterlichen Kirchen. Gliedert man die Inschriftenträger nach der Stärke des Steins, zeichnen sich zwar grob zwei Gruppen ab, die man als Tafeln oder Platten (unter 30 cm Dicke) bzw. als Blöcke (über 30 cm Block) bezeichnen könnte, doch hilft dieser Versuch bei der Zuweisung an Bautypen kaum weiter.
Einige langrechteckige Inschriftenplatten oder –blöcke tragen Rahmen in Gestalt einer tabula ansata, einer tendenziell militärtypischen Inschriftenfassung. Zwei dieser Denkmäler wurden denn auch für Offiziersveteranen errichtet (Kirchheim am Ries, IBR 304 ex centurione legionis III Italicae und Pförring, IBR 264 ex decurione alae Aurianae), vier weitere aus Günzburg, Rettenbach bei Günzburg, Epfach und die des Vitalius Vigor aus Augsburg sind wegen der Kürze bzw. des Verlustes der Texte in dieser Hinsicht leider nicht mehr beurteilbar. Die rund 60 x 90 cm messende tabula ansata-Tafel von der Günzburger Gräberstraße verfügt außerdem über einen stiftartigen Fortsatz, mit dem sie offenbar in einer Basis eingezapft war. Eine derartige Verwendung als waagrechte Grabstele sucht unter den rätischen Grabdenkmälern ihresgleichen. Wäre dieser Schaft nicht erhalten geblieben, hätte man den titulus nämlich ohne zu zögern einem Grabbau zugesprochen. Die ursprüngliche Beschriftung ist leider verloren ebenso wie im Falle der tabula ansata aus Epfach (IBR 89), die im 3. Jahrhundert sekundär als Grabstele verwendet wurde. Falls sie, was zu vermuten ist, von einem Grabbau stammt, war dieser bereits verfallen oder abgerissen worden.

In zwei Fällen überliefern die Inschriften Geldsummen, die in die jeweiligen Grabbauten investiert wurden. Der Finanzjurist der rätischen Steuerkasse (advocatus fisci Raetici) Flavius Vettius Titus ließ sich sein Grabmal bei Augsburg 14000 Sesterzen kosten (IBR 176). Der bei Epfach bestattete Augsburger (?) decurio Publius Ceionius Laelianus hatte per Testament den Kostenrahmen für das Grabmal auf 6000 Sesterzen festgesetzt. Bedauerlicherweise kennen wir die durch diese Summen ermöglichten Bauleistungen nicht. Eine ungefähre Relation stellt sich ein, wenn man in Anschlag bringt, dass ein Reiteroffizier (decurio alae) um 180 n. Chr. über 7000 Sesterzen Jahreseinkommen verfügte, während ein Bergwerksarbeiter gleichzeitig nur etwa 480 Sesterzen erwirtschaften konnte.


Typen rätischer Grabmäler im Überblick

Nur im äußersten Süden der Provinz lässt sich eine Grabbautradition in die vorrömische Eisenzeit zurückverfolgen. Es handelt sich um mehr oder weniger geräumige Kammergräber mit wohnraumartiger Innenausstattung und Beigabennischen in der Nekropole von Minusio-Cadra am Lago Maggiore. Die obertägige Markierung dieser Grabeinbauten entzieht sich weitgehend unserer Kenntnis (Grabaltäre oder –kapellen?). Begehbare Grabkammern fehlen in Rätien dagegen völlig. Aus dem rätischen Alpenraum kennt man sonst keine steinernen Grabbauten. Zumindest im Falle von Chur dürfte dies nur den Forschungsstand widerspiegeln.
Tumuli mit gemauertem Steinkranz gibt es vereinzelt von claudischer Zeit (Kempten) bis ins frühe 3. Jahrhundert (Wehringen, Faimingen). In den städtischen Gräberstraßen von Kempten und Faimingen kennt man jeweils nur ein Exemplar. Der Kemptener Rundbau lässt aufgrund seiner Position innerhalb der Gräberstraße an eine Art Ehrengrabmal denken. In der östlichen Provinzhälfte stellen Erdhügel im 1. Jahrhundert die einzige bekannte Grabbauform dar. Sie herrschen dort bis ins frühe 3. Jahrhundert vor. Steinbau ist nur vereinzelt in Gestalt niedriger Ringmauern fassbar (Ergolding). Öfter überdecken die Erdhügel kleine, aus Steinen oder Ziegeln gesetzte Bestattungkisten. Stets handelt es sich um Einzel-, keine Familiengrabmäler. Auch die sog. „Heimstettener Gruppe“, die sich im mittleren 1. Jahrhundert durch Körpergräber mit Tracht- bzw. Waffenbeigabe auszeichnet, bestattete unter Hügeln. Römische tumuli wie der Kemptener dürften als Vorbild gewirkt haben, da eine in die Spätlatènezeit zurückreichende Grabhügeltradition im Voralpenland nicht feststellbar ist. Anfangs kommt es auch zu Nachbestattungen in hallstattzeitlichen Grabhügeln. Während römische tumuli einzeln stehen, bilden die Grabhügel kleine Gruppen. Nur in der Familiennekropole von Wehringen standen mehrere tumuli nebeneinander. Diese Grabmale sind mit anderen Bautypen (Mausoleumsgrundform, Altar) kombiniert und stellen in jeder Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung in der Provinz dar. Die reichen Grabbeigaben bekunden keltisch geprägte Jenseitsvorstellungen.
Zweigeschossige Mausoleen mit Tempelaufbau vom Typ des Kölner Poblicius-Grabmals können nur durch Indizien erschlossen werden. Dazu gehören geeignete Fundamente (Unterfahlheim, Kempten, fraglich: Nassenfeld und Aalen) und Bruchstücke von Gewandstatuen, die jedoch fast immer außerhalb ihres ursprünglichen Aufstellungskontextes entdeckt wurden. Der togatus von Nassenfels und die Statuentrümmer von Großsorheim wurden im Bereich von Gräberfeldern entdeckt, in Großsorheim sogar mit wenigen Architekturfragmenten vergesellschaftet. Auch andere Aufstellungsorte solcher Statuen sind nicht auszuschließen, z. B. Grabtempel oder die Exedren verschiedener anderer Grabmaltypen (Unterfahlheim, Bregenz, Günzburg, Dambach, Sontheim/Brenz). Durch Architekturtrümmer scheint in Wehringen die nördlich der Alpen seltene Variante des Mausoleums mit Rundtempel belegt zu sein. Wenn die Identifizierung der genannten Überreste mit Mausoleen richtig ist, dann wurden sie in Rätien bis weit in das 2. Jahrhundert hinein errichtet.
Vermutlich auf eingewanderte treverische Händler gehen Pfeilergrabmäler vom Typ der „Igeler Säule“ zurück, deren Dimension jedoch bei weitem nicht erreicht wird. Die Augsburger Vertreter, darunter zwei nahezu vollständig erhaltene Exemplare, ragen bis zu 7 m hoch auf, einige Regensburger Beispiele vielleicht bis 11 m. Diese beiden Städte bilden das Hauptverbreitungszentrum der Pfeilergrabmäler. Es gibt sie darüber hinaus in der ganzen Westhälfte Rätiens, entlang der Donau sowie im Limesgebiet. Vor der Mitte des 2. und nach der Mitte des 3. Jahrhunderts fehlen sicher datierbare Belege. In den Reliefdarstellungen zeichnen sich tendenzielle Unterschiede zwischen Augsburg und Regensburg ab. Neben Pfeilern, die aus monolithischen Kalksteinblöcken aufgetürmt waren, gab es offenbar auch solche, deren Kern aus billigerem Material (Ziegel, Bruchstein, opus caementitium) gemauert und deren Fassade mit Reliefplatten verblendet war.
Gleichfalls auf ostgallische Einflüsse dürften Nischengrabmäler zurückgehen, deren Verbreitung sich bislang allerdings auf Augsburg beschränkt.
Grabaltäre bis hin zu Grabbauten in Altarform erlebten ihre Blüte erst während der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts, waren aber bereits zuvor in der Provinz bekannt.
Architektonische Versatzstücke von Pfeilergrabmälern und Grabaltären hat man in Rätien, vor allem aber in Noricum zu variantenreichen „Kleinstpfeilern“ kombiniert. Die bisweilen eigenwillige, eklektische Kombination verschiedener mediterraner Architekturelemente scheint sich überhaupt als ein Charakteristikum des rätischen Grabbaus herauszustellen.
Die Mehrheit der rätischen Grabbauten war aus Bruchsteinen gemauert. Die zahlreichen rechteckigen Fundamentgrundrisse lassen sich nicht immer sicher als offene Einfriedungen von Grabgärten oder als Fundamente von Grabtempeln bzw. Grabkapellen oder sogar Grabtürmen rekonstruieren. Nur ausnahmsweise blieben Ziegel als Zeugen eines Daches erhalten (z. B. Niedererlbach). Etliche als Spolien wiederverwendete Inschriftenplatten dürften von solchen Grabbauten stammen (z. B. Mochenwangen). In der einen wie in der anderen Grabbauform waren die Urnen mit den Beigaben entweder eingegraben oder obertägig in der Art eines columbarium aufgestellt. Für die Existenz von columbaria sprechen auch Porträtbüsten wie die in Günzburg und Kellmünz gefundenen.

MUFAS


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C. Simonett, Tessiner Gräberfelder. Monogr. Ur- u. Frühgesch. Schweiz (Basel 1941) 163-169.

Struck 1996
M. Struck, Römische Grabfunde und Siedlungen im Isartal bei Ergolding, Landkreis Landshut (Kallmünz/Opf. 1996).

Wolff 1984
H. Wolff, Grabmäler- und Inschriftenfunde in Passau im Jahre 1980/81. Bayer. Vorgeschichtsbl. 49, 1984, 87-98.

Zanier 2004
W. Zanier, Gedanken zur Besiedlung der Spätlatène- und frühen römischen Kaiserzeit zwischen Alpenrand und Donau. In: C.-M. Hüssen/W. Irlinger/W. Zanier (Hrsg.), Spätlatènezeit und frühe römische Kaiserzeit zwischen Alpenrand und Donau. Akten des Kolloquiums in Ingolstadt am 11. und 12. Oktober 2001 (Bonn 2004) 237-264.