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Vesontio-Besançon – Vorort der civitas Sequanorum

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Gründung und Aufbau

Die Sequaner siedelten als traditionsreicher keltischer Stamm zwischen der Saône und dem Schweizer Jura. Aufgrund zahlreicher Reste kann ein Oppidum in Besançon bereits im späten 2. Jh. v. Chr. vorausgesetzt werden. Der Status einer civitas wurde unter Kaiser Augustus verliehen. Von der Latènezeit zur römischen Kaiserzeit verlief die Entwicklung kontinuierlich. Die Neuanlage der römischen Stadt erfolgte ab dem späten 1. Jh. v. Chr. ist jedoch aufgrund der bekannten Ausgrabungen für die öffentlichen Gebäude nur in Ausschnitten bekannt. Gegen Ende des 2. Jh. n. Chr. gab es einen Bruch in der Entwicklung, der zur Verödung von Wohnvierteln führte. Er lässt sich mit einer literarisch nicht im Detail überlieferten Krise bei den Sequanern in Verbindung bringen.


Keltisches Oppidum

Keltische Siedlungsreste wurden an verschiedenen Stellen des römischen Stadtgebietes angetroffen. Die ältesten Funde stammen aus dem 3. Jh. v. Chr., Baustrukturen lassen sich ab ca. 120 v. Chr. nachweisen.

Die Verteilung der bis 1990 bekannten keltischen Fundstellen.

Eine Befestigungsmauer (B. 6 m) in keltischer Bautradition (murus Gallicus) wurde um 80 v. Chr. errichtet. Ein Abschnitt ist aus dem Nordteil der Siedlung (Remparts Dérasés) an der Doubs bekannt, wo auch ältere Gräber nachgewiesen sind.

Die keltischen Befunde mit Befestigungsmauer (Remparts Dérasés).

Die an mehreren Stellen der Stadt angetroffenen Wohnhäuser waren rechteckig (L. 5-10 m) und in Holzbauweise ausgeführt. Teilweise verfügten sie über steinerne oder holzverschalte Keller. Eine großflächige Grabung (Parking de la Marie) zeigt, dass die Häuser in der ersten Phase (ca. 120-40 v . Chr.) unterschiedlich orientiert waren. Andere Ausgrabungen lieferten Belege für Wohnbebauung ab etwa der Mitte des 1. Jh. v. Chr. (Banque de France, Rue de Ronchaux). Im Nordwesten der Stadt (Ilôt Pâris) lagen in der Spätlatènezeit Werkstätten von Töpfern und Bronzegießern.

Spätlatènezeitliche Wohnbebauung (Parking de la Marie Phase 1).


Stadtanlage

Innerhalb des meist rechteckigen Stadtraster kommen Gebäudeblocks (insulae) unterschiedlicher Größe vor (166 x 125 m bis 220 x 125 m). Eine teilweise leicht abweichende Orientierung lässt auf mehrere Phasen der Stadtentwicklung schließen. Auch westlich der Doubs lag ein durch eine Brücke verbundenes Stadtviertel. Der Erschließung des Ortes dürfte hauptsächlich in augusteischer Zeit erfolgt sein. Eine Stadtmauer fehlt in der frühen und mittleren Kaiserzeit.

Stadtplan mit Eintragung der Reste von öffentlichen Bauten
Schematisierter Stadtplan


Öffentliche Gebäude und Funktionsbauten

Die Identifikation der öffentlichen Gebäude ist schwierig, da diese nur in Ausschnitten bekannt sind und Informationen zu Bauphasen fehlen.

Bei zwei westlich der Hauptstraße verlaufende Mauerzüge (rue Moncey) handelt es sich um den nördlichen Abschluss eines Forums mit einer Kryptoportikus. Ob sich hier tatsächlich ein Tempel für den Kaiserkult befand, wie in neueren Plänen dargestellt, ist unklar. Weiter südlich befand sich ein schmalerer halbkreisförmiger Befund mit Säulenschmuck auf der Rückseite (square A.-Castan), der als Nymphäum gedeutet wird. Ob er den Abschluss eines Forums bildet, bleibt ebenso unklar wie der Standort einer Basilika. In unmittelbarer Nähe wurde auch ein Theater lokalisiert. Mögliche weitere Standorte eines Theaters wurden südwestlich des „Nymphäums“ und nördlich der Kryptoportikus (bei St.-Pierre) identifiziert.

Nördlicher Abschluss des Forums (rue Moncey)

Bei einem großen kreisförmigen Gebäude (Dm. 91,94 m) westlich des Forums mit einem monumentalen Eingang handelt es sich um ein Heiligtum das wahrscheinlich Mars geweiht war.

Runder Monumentalbau

Als Ausschnitt eines größeren öffentlichen Bades konnten im Norden der Stadt (place du Marché) konnten mehrere Räume, darunter einer mit Apsis freigelegt werden. Das Amphitheater befand sich im Stadtviertel westlich der Doubs. Es sind zwei große gegenüberliegende Abschnitte bekannt. Die Anlage (L. 138 m) war von Radialmauern umschlossen. Ein in Triumphbogen (Porte Noir) lag am südlichen Ende der Hauptstraße (cardo maximus). Die erhaltenen Reliefs zeigen mythologische Szenen sowie am Kaiser vorbeiziehende Barbaren. Die Errichtung des Bogens wird in die 70er Jahre des 2. Jh. n. Chr., die Regierungszeit Marc Aurels, datiert.
Ausschnitt einer Thermenanlage
Grundriss der Amphitheaters
Rekonstruktion des Triumphbogens (Porte Noir)


Wohnbebauung

An mehreren Stellen in der Stadt ließ sich eine kontinuierliche Wohnbebauung seit der späten Latènezeit nachweisen. Ein größerer Siedlungsausschnitt (Parking de la Marie) wurde in der Nähe des runden Marstempels erfasst. Dort konnten 6 Siedlungsphasen von ca. 120 v. – 160 n. Chr. dokumentiert werden. Erste Steinbauten lassen sich ab Phase 4 (1-15 n. Chr.) nachweisen. Die Bebauung ist aber weiterhin von kleineren Holzgebäuden geprägt, die jedoch schon teilweise mit verputzen Wänden ausgestattet sind. Die Struktur der Bebauung mit ihren Parzellen änderte sich in den folgenden Phasen (ab 15 n. Chr.) statt. Innerhalb der Bebauung lagen ein größeres Gebäude (min. 1000 m2) mit Innenhof und guter Ausstattung mit Mosaiken sowie sechs weitere, kleinere Wohneinheiten, die mit Portikus zu einer Straße orientiert waren. Die römische Besiedlung endet, wie auch in anderen Teilen der Stadt in der zweiten Hälfte des 2. Jh. n. Chr.

Wohnbebauung Parking de la Marie Phase 3 (ca. 30-1 v. Chr.)
Wohnbebauung Parking de la Marie Phase 4 (ca. 1-15 n. Chr.)
Wohnbebauung Parking de la Marie Phase 5 (ca. 15-20 n. Chr.)

Nordwestlich der zuvor genannten Ausgrabung konnte eine zweite größere Siedlungsfläche (Palais de Justice) untersucht werden. Aus der Spätlatènezeit stammen Gruben, die Steinbebauung setzte in der ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. ein. In flavischer Zeit entstand ein Peristylbau mit einem omegaförmigen Becken im Innenhof. Zur hochwertigen Ausstattung gehörten auch Mosaike und Wandmalerei.

Befundplan Palais de Justice. Römische Mauerzüge (grau) und laténezeitliche Befunde

Ein verleichbarer Befund ergibt sich im Süden der Stadt (Banque de France). Die Funde gehen bis Mitte 1. Jh. v. Chr. zurück, allerdings konnten keine Hausbefunde nachgewiesen werden. Die ersten Steinbauten datieren um die Mitte des 1. Jh. n. Chr., Mitte des 2. Jh. n. Chr. entstand ein mit Mosaiken ausgestattetes Anwesen.

Römische Mauerzüge und Mosaike (Banque de France)

Im Nordwesten der Stadt (Ilôt Pâris) lagen über der latènezeitlichen Bebauung in augusteischer Zeit freistehende Holzbauten, die bereits an der römischen Straße orientiert waren. Ein in Stein ausgebautes Stadtquartier mit Portikus zur Straße entstand um die Mitte des 1. Jh. n. Chr.

Wohnbebauung (Ilôt Pâris) im frühen 1. Jh. n. Chr.
Wohnbebauung (Ilôt Pâris) in der 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr. und im 2. Jh. n. Chr.

Ein Handwerkerviertel befand sich im Norden der Stadt, wo Töpfereien, Glaswerkstätten und Bronzegießereien nachgewiesen sind. Zwei Öfen zur Glasherstellung standen in Häusern hinter einer Portikus (Remparts Dérasés).

Fundorte der Glaswerkstätten und Bronzegießereien

 

 


Wasserversorgung

Eine gemauerte Leitung führte Quellwasser aus dem nahe gelegenen Arcier über ca. 10 km in einen Wasserverteiler um Süden der Stadt. Die Wasserleitung wurde frühestens im späten 2. Jh. n. Chr. erbaut. Sie führte dabei auch durch einen Berg (Porte Taillée). Innerhalb der Stadt lief die Verteilung über Blei- und Tonröhren.

Sichtbare Reste
Im Stadtgebiet von Besançon befinden sich mehrere Stellen mit römischen Bauresten sowie der römische Triumphbogen Porte Noir. Die Reste eines römischen Hauses mit Mosaiken (Banque de France) werden im Keller des Archäologischen Institus konserviert.

Museen
Funde aus Besançon können im Musée des Beaux-Arts et d’Archéologie sowie im Musée Lapidaire besichtigt werden.

Thomas Schmidts


Literatur (Auswahl)

20 000 m3 d'histoire. Les fouilles du parking de la mairie à Besançon. Ausstellungskatalog Musée des Beaux-Arts et d'Archéologie Besançon, 23 mai-5 oct. 1992. (Besançon 1992).

J.-C. Barçon/L. Jaccottey, L'aqueduc romain de Besançon. Archéologia 355, 1999, 34-39.

G. Chouquer, Le plan de la ville antique et de la ville médiévale de Besançon. Revue Archéologique de l’Est et du Centre-Est 45,1-2 (Paris 1994) 361-407.

E. Frézouls, Les villes antiques de la France. 2,1. Germanie Supérieure. 1. Besançon, Dijon, Langres, Mandeure. (Strasbourg 1988) 7-178.

J.-O. Guilhot, Besançon (Doubs), Parking de la Mairie. Urbanisme et habitat. In: Die spätkeltische Zeit am südlichen Oberrhein (Basel 1994) 137-145.

L. Lerat, Dans Besançon gallo-romain ... Fouilles sous l'ancien parc de la Banque de France. Annales Littéraires de l'Université de Besançon 318 (Paris 1985).

L. Lerat, Besançon antique: Ville gallo-romaine, Musée des beaux-arts et d'archéologie, Musée lapidaire. Guides archéologiques de la France 18 (Paris 1990).

F. Passard/J.-P. Urlacher/V. Avanzi, Besançon, Saint-Jean (Doubs): structures en fosses et puits en contextes laténien et gallo-romain (1er siècle avant J.-C. -1er siécle après J.-C). Revue Archéologique de L’ Est 48, 1997, 167-218.

L. Vaxelaire/Ph. Barral, Besançon: de l'oppidum à la ville romaine. In: La naissance de la ville dans l'antiquité (Paris 2003) 239-261.

L. Vaxelaire/J.-J. Schwien, Besançon, rempart et quai sur le Doubs. Archéologue 58, 2002, 49-50.

L. Vaxelaire, Besançon: sauvetage d'un grand site antique. Archéologia 384, 2001, 6-9.

H. Walter, La Porte Noire de Besançon. Contribution à l'étude de l'art triomphal des Gaules. Centre de Recherche d'Histoire Ancienne 65 (Paris 1986).

H. Walter/J.-C. Barçon, Vesontio-Besançon.Collection Galliae Civitates (Lyon 2004).