Das Römische Reich und die heutige Slowakische Republik

Siehe diesen Text auf oder

Der vorwiegende Teil der heutigen Slowakischen Republik lag in der römischen Kaiserzeit jenseits der Grenzen des Römischen Reiches. Direkt zum römischen Territorium – zur Provinz Pannonien - gehörte damals nur ihr sehr kleiner Teil am rechten Donauufer, im Vorfeld der heutigen Hauptstadt von Bratislava. Das Gebiet der Südwestslowakei hat sich jedoch mit der Donau unmittelbar an die nordpannonischen Grenze angeschlossen und diese enge Nachbarschaft hat nicht nur die eigene Grenzzone geprägt, aber auch die gesamte Entwicklung im breiteren Vorland deutlich beeinflusst.

In diesem Bereich jenseits des Limes und in den benachbarten Gebieten Niederösterreichs und Südmährens siedelten damals germanische Stämme der Markomannen und Quaden, mit denen andauernd die Römer besonders enge und intensive Beziehungen aufrechterhalten haben. Im Zusammenleben dieser beider so unterschiedlichen sozio-kulturellen und wirtschaftlichen Systeme hat eine längere Zeit deutlich der politische und kulturelle Einfluss der Römer dominiert. Gleich die ersten Kontakte bedeuteten direkte Einmischungen in die inneren machtpolitischen Verhältnisse der beiden germanischen Stämme, die schließlich zu ihrer Vasalenabhängigkeit von Rom geführt haben.

Aus dieser Art des Zusammenlebens haben jedoch offenbar auch die transdanubischen Germanen profitiert, besonders ihre elitäre Oberschicht. Und es waren nicht nur die gewöhnlichen Geschenke an die befreundeten Stammesführer, die ihre Prestige in der germanischen Gesellschaft und so auch ihren Vasalenverhältnis zum Rom beibehalten sollten, bzw. den üblichen Grenzhandel, aus denen der auffallende Zufluss der römischen Güter in dieses Gebiet stammen konnte. Markomannen und Quaden haben dazu offensichtlich die günstige Position ihrer Stammessitze auf der Trasse der wichtigen Fernhandelsroute - der Bernsteinstraße ausgenützt. Es zeugt davon die andauernde und anwachsende Zufuhr der römischen Ware, die sich nicht nur in den reich ausgestatteten Gräbern, sondern auch im zahlreichen Vorkommen der römischen Keramik-, Glas- und Metallprodukten auf den germanischen Siedlungen widerspiegelt. Der römische Einfluss hat also nicht nur soziale Struktur betroffen, aber teilweise auch die wirtschaftliche Sphäre der markomannisch-quadischen Gesellschaft erfasst. Der Akkulturationprozess hat hier also eine beträchtliche Stufe der Romanisierung erreicht.

Eine erkennbare Bevölkerungszunahme und das Anwachsen der Kraft und Macht der transdanubischen Germanen ist bereits vom Ende des 1. Jh., aber besonders im 2. Jh. zum Ausdruck gekommen, durch ihre Bestrebung sich von der Vasalenabhängigkeit zu befreien. Bei solchen Vorfällen mussten die Römer zu Kriegsmitteln und zu Strafexpeditionen in das germanische Territorium greifen, um ihre Autorität und Machteinfluss in diesem Grenzbereich zu erneuern.

Zu einer Krisensituation mit ernsthaften Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der gegenseitigen Beziehungen kam es unter Mark Aurel in der Zeit der grössten römisch-germanischen Konfrontation an der mittleren Donau. Erst die Besetzung des feindlichen Hinterlandes durch die zahlreichen römischen Militärtruppen hat schließlich den Widerstand der Markomannen und Quaden zerbrochen. Nach der Beendigung der sog. Markomannenkriege haben sich zwar die transdanubischen Germanen wieder der römischen Macht untergeordnet, aber bald darauf haben sie allmählich die Initiative übernommen. So änderte sich nicht nur die machtpolitische Situation, sondern auch der Gesamtcharakter der gegenseitigen römisch-germanischen Beziehungen.

Die ausgewählten Aspekte dieser Entwicklung werden in der Transformation-Webseite im Rahmen des Themenbereiches "Transformation im barbarischen Gebiet nördlich der Grenzen von Noricum und Pannonia Superior" betrachtet.