Am Durchbruch der Donau durch die letzten Karpatenausläufer erhebt sich über ihren Zusammenfluß mit March (Morava) bei Devín (Theben) eine Felsklippe. Bevor der Ankunft von Römer hat sich hier im Raum der sog. Thebener Pforte, an der Kreuzung der bedeutenden Donau- und Bernsteinfernstraßen, eine befestigte spätlatènezeitliche Siedlung gefunden. Zusammen mit Braunsberg in Hainburg an der Donau und Bratislava (Preßburg) bildete sie ein Trio oppidaler Zentren keltischer Bojer. Die Einheit des ursprünglich keltischen Territoriums zerstörte in den vierziger Jahren des letzten vorchristlichen Jahrhunderts die dakische Invasion, die aber nach dem Tod des Daken-Herrschers Burebistas an Intensität verloren hat. Die Reste des keltischen Volkes gerieten in die Einfluss-Sphäre des Norischen Königreiches.
Die strategisch wichtige Lage von Devín spiegelte sich schon bei der ersten römischen Expansion nach Mitteleuropa wider. Die ältesten Funde römischer Steinbauten auf dem Burgberg stammen aus der augusteischen Zeit. Auf der Nordterrasse der sog. Mittelburg fanden sich mächtige latènezeitliche Schichten aus der 2. Hälfte des 1. Jh. vor Chr., mit Resten der Treibarbeiten und Metallgießerei, zusammen mit Beweisen von Handelstätigkeit wie Münzen und antiker importierten Waren. Die spätlatènezeitliche Schichten in diesem Ort waren verborgen unter den von Feuersbrunst beschädigten Teilen provisorischer Wohnobjekte mit Lehmfußböden und mit Lehm verschmierten Rutenwänden, in denen sich ausschließlich römisches Fundmaterial aus der spätaugusteischen Zeit befand. Im gewonnenen Fundmaterial überwiegt feine Tafelkeramik, hervorragend ist vor allem die für das mittlere Donaugebiet einzigartige Kollektion von Tellern, Glasgefäßen und Bechern der norditalischen Terra sigillata mit den Stempeln mehrerer Hersteller, aber man fand auch Lehmlampen und verschiedene Krüge . Neben Keramik sind zwischen den Funden auch Fibeln, Fragmente der Kriegsrausrüstung, Waffen, Geräte und Kupferasse des Keisers Augustus vertreten . Zwei Horizonte Lehmfußböden augusteischer Baracken überdeckten den quadratischen Grundriss der Anlage aus großen trocken gelegten Bruchsteinquadern, die ohne Zweifel Fundamente eines mehrstöckigen Holzturmes bildeten. Auch wenn diese Baureste schwer beschädigt waren, die stratigrafische Situation zeigt eindeutig, dass die frührömische Okkupation der Devíner Anhöhe nicht eine einmalige Angelegenheit war und dass hier in kurzer Zeit etwa zwischen dem letzten Jahrzehnt der alten Zeitrechnung und den ersten zwei Dezennien nach Chr. zu wiederholten Bauaktivitäten kam.
Von Bedeutung für ihre Interpretation sind zwei Gruppen des Fundmaterials. An erster Stelle sind das die Militaria (flache, konische und dreiflügelige Pfeilspitzen, Panzer- und Gürtelschnallen und eine Zeltpflocke) die die Anwesenheit der Militäreinheiten belegen. Nach dem Zeugnis von Veleius Paterculus mit höchster Wahrscheinlichkeit sind diese Funde in Zusammenhang mit dem Feldzug des Tiberius gegen den Markomannenkönig Marbod im Jahre 6 nach Chr. zu geben. Andere Gegenstände (Gußtiegel, Bronzeschmelzreste und Halbfabrikate, Gewichte, Schüssel von einer Wage, Bernsteinklumpe) hängen mit den Handelstätigkeiten zusammen. Sie sind wahrscheinlich Beweise der Tatsache, dass vielleicht schon vor der Ankunft römischer Militäreinheiten oder gleichzeitlich mit ihnen kamen hierher auch Gruppen von Negotiatoren, Kraftwerker und Händlern, die hier dann ihre Aktivitäten ausübten. Die erwähnten Funde sind ein definitiver Beweis für die römische Anwesenheit nördlich der Donau in der Zeit der Okkupation Pannoniens und der Entstehung der Imperiumsgrenze an diesem Fluß.
Devín spielte eine bedeutende Rolle auch im Laufe der nachfolgenden Römerzeit, als diese Stelle nördliches Donauvorfeld von Carnuntum und den Ausgangspunkt – sei es der Handelsreisen oder der Feldzüge - in das Barbaricum bildete. Aus den folgenden zwei Jahrhunderten fehlen leider unmittelbare Belege eines weiteren römischen Aufenthalts, obwohl es wenig wahrscheinlich ist, dass diese Sonderstelle im Vorfeld von Carnuntum in den Markomannenkriegen nicht ausgenutzt wäre.
Weitere in Fragmenten erhaltene Steinbauten stammen erst aus dem Anfang des 3. Jahrhunderts. In der Nähe des westlichen Eingangstors der Burg wurden stark beschädigte Reste der Mauer und des Pflasterfußboden des länglichen Baus II. mit den Massen etwa 5,5 x 7,5 m, mit Pfostengruben in den Ecken, entdeckt. Der Fußboden überdeckte Teil des quadratischen Grundrisses einer Anlage aus kleinen trocken gelegten Bruchsteinen. In der Nähe fand man noch einen Kanal aus trocken gelegten Bruchsteinen, mit Steinplatten bedeckt und Fragment eines Grundrisses eines weiteren Baues.
Wesentlich besser wurden die Mauern des römischen auf der Nordterrasse der Devíner Klippe gebauten Objekts I. erhalten. Die 45 cm breite Grundmauer bestand aus Bruchsteinen, die mit Kalkmörtel verbunden war. Ursprünglich hatte es wahrscheinlich einen quadratischen Grundriss, der mit Quermauern in vier oder mehr Räume zerteilt war. Der Kern und zugleich der älteste Teil mit tieferem Grundriss stellt der zweiräumige süd-östliche Block dar. Raum A hat eine Apside und im nord-westlichen Teil eine quadratische, ursprünglich wahrscheinlich eine gewölbte Nische mit Quaderecken und verbreiteten Grundriss. In zweiter Etappe wurden weitere Räume C und D nachgebaut und in der durch eine neuzeitliche Grube zerstörte Nordecke kann man ofensichtlich noch einen Raum vermuten. Die älteren Mörtelfußböden wurden nicht erhalten, in der Apside wurde der neue Pflasterfußboden aus unregelmäßig gebrochenen Steinplatten gelegt. Die Beweise der Warmluftheizung wurden nicht gefunden. Außer der Schotterbehandlung des Abgrunds wurden in der Umgebung keine weitere römische Baureste festgestellt. In der Verschüttung und in der Umgebung entdeckte man vereinzelte Funde die aus mehreren Zeitabschnitten stammen. Aus den 2.-3. Jh. sind die Scherben pannonischer Keramik, ein Bruchstück mittelgallischer Terra sigillata, Ziegeln mit den Stempel der X. Legion und XVIII. Kohorte der Freiwilligen, eine menge Schmiedeschlacke und viele Nägel aus der Militärischer Fußbekleidung. Nach dem qualitativ guten Mauerwerk und den gefundenen Kleingegenständen dürfte er irgendwann während der Regierungszeit der Severer Anfangs des 3. Jh. errichtet worden sein. Anhang der entdeckten Ziegeln mit den (Kegeln) Stempeln der Gruppe OFARN und weitere Funde, konnte er Anfang des 4. Jh. wiederbenutzt oder erneuert werden (Abb.5-6).
Die Funktion dieses Baus bleibt unklar. Ursprünglich diente er wahrscheinlich zum Militärzwecken. Darauf weist seine Sonderstellung auf der gestreckten Terrasse der Devíner Anhöhe mit der Nordaussicht hin. Im Laufe der Zeit konnte sich aber die Ausnützung verändern, wofür auch die Spuren des Umbaus sprechen könnten.
Karol Pieta
LITERATUR
PLACHÁ, V./PIETA, K. 1986: Römerzeitliche Besiedlung von Bratislava-Devín. Archeologické Rozhledy 38, 339-357.
PIETA, K/ PLACHÁ, V. 1999: Die ersten Römer im nördlichen Mitteldonauraum im Lichte neuen Grabungen in Devín. In: Germanen beiderseits des spätantiken Limes. Spisy Arch. Ústavu AV ČR Brno 14, Köln-Brno, 179-205.